Noch herrscht am Bahnhof Weststeiermark in Groß St. Florian die Ruhe vor dem Sturm. In weniger als sieben Monaten ist es damit vorbei. Mit Inbetriebnahme der Koralmbahn am 14. Dezember wird er zum bedeutendsten Verkehrsknotenpunkt entlang der 130 Kilometer langen Eisenbahnstrecke.

Das gilt nicht nur für den Güter-, sondern auch für den Personenverkehr. Der Großteil der Fahrgäste wird den mit 450 Parkplätzen ausgestatteten Bahnhof mit dem eigenen Pkw ansteuern. Das könnte sich in gar nicht allzu ferner Zukunft ändern.

Am Bahnhof Weststeiermark in Groß St. Florian soll Pionierarbeit geleistet werden
Am Bahnhof Weststeiermark in Groß St. Florian soll Pionierarbeit geleistet werden © KLZ / Robert Lenhard

Zumindest, wenn es nach Manfred Kainz geht. Der Obmann der Wirtschaftskammer Deutschlandsberg kann sich vorstellen, dass sich Passagiere in einigen Jahren ganz bequem von autonomen Bussen zum bzw. vom Bahnhof chauffieren lassen. „Ich bin schon 2017 in Chicago in so einem Bus mitgefahren. Das ist die Zukunft und muss auch bei uns machbar sein“, ist Kainz überzeugt.

Torus – autonomer Forschungs-Bus

Busfahrer seien schon jetzt kaum noch zu finden. Andererseits steige der Bedarf im öffentlichen Personennahverkehr – auch weil immer mehr junge Leute über keinen Führerschein verfügen. Unterm Strich sei der Betrieb eines autonomen Bussystems laut Kainz auch deutlich wirtschaftlicher als aktuelle Lösungen.

WKO-Obmann Manfred Kainz initiierte das visionäre Projekt
WKO-Obmann Manfred Kainz initiierte das visionäre Projekt © KLZ / Elisabeth Maria Karner

Halt auch bei Betrieben und Schulen

Die selbstfahrenden E-Fahrzeuge mit einer Kapazität von etwa 20 Sitzplätzen sollen in einer Schleife zwischen dem Bahnhof Weststeiermark, Frauental und Deutschlandsberg verkehren. Halten sollen sie nicht nur an zentralen Orten, sondern auch vor Bildungseinrichtungen und wichtigen Betrieben. Ähnliches gilt für die nähere Umgebung des Bahnhofs St. Paul im Lavanttal, wo gleichzeitig ein solches System umgesetzt werden soll.

Skalierbarkeit

Geht es nach Kainz, soll das erst der Anfang sein: „Das Um und Auf an diesem Projekt ist die Skalierbarkeit, damit es wirtschaftlich darstellbar ist.“ Ausgehend von den beiden Koralmbahn-Bahnhöfen könnte das Vorreiterprojekt im Bereich des autonomen öffentlichen Personennahverkehrs auf ganz Österreich und darüber hinaus ausgerollt werden.

Dementsprechend sind schon jetzt neben der Steiermark und Kärnten auch die Bundesländer Oberösterreich und Tirol mit an Bord. Auch im Verkehrsministerium wurde bereits vorgefühlt. Als Motoren fungieren die Wirtschaftskammern Steiermark und Kärnten mit ihren Regionalstellen in Deutschlandsberg und Wolfsberg. „Als WKO Deutschlandsberg haben wir die Anschubfinanzierung von 8000 Euro übernommen, bis zur Umsetzung bedarf es aber noch Millionen“, ist sich Kainz bewusst. Eingebunden sind auch regionale Player wie die GKB oder die Laßnitztal Entwicklungs GmbH.

Im Projektteam: Christoph Knauder von ALP.Lab, ein Innovationslabor für autonomes Fahren
Im Projektteam: Christoph Knauder von ALP.Lab, ein Innovationslabor für autonomes Fahren © ALP.Lab

Technisch umsetzbar

Federführend im Projektteam ist Christoph Knauder, CEO von „ALP.Lab“. Das Grazer Innovationslabor gilt als Vorreiter auf dem Gebiet des autonomen Fahrens. „Technisch sind wir mittlerweile so weit, dass die Fahrzeuge einwandfrei funktionieren“, erklärt Knauder. Die Herausforderung bestehe darin, den komplexen Betrieb eines solchen Systems vorzubereiten und in bestehende Systeme einzubinden.

Rechtliche Fragen

Entscheidend sei vor allem die Klärung rechtlicher Fragen in Bezug auf autonomes Fahren und in weiterer Folge die Anpassung zahlreicher Gesetze. „Wir wollen eine Innovationsrakete aus Österreich zünden inklusive der gesamten Wertschöpfungskette dahinter“, ist Knauder zuversichtlich.

Wann genau die ersten autonomen Busse an der Koralmbahn unterwegs sind, könne er noch nicht sagen. „Wenn man das gut aufsetzt, halte ich einen Zeitrahmen von fünf Jahren plus für realistisch“, so Knauder.