Angst um sein eigenes Leben hatte Walter Lindenau nicht. "Ich hatte Angst um die, die vorne gestanden sind." Jene Feuerwehrkameraden, die bei den Waldbränden in Nordmazedonien die Flammen angriffen. "Wir hinten wären noch weggekommen." Lindenau und sein Feldbacher Feuerwehrkollege Andreas Ederer waren beim Tanklöschfahrzeug, sorgten dafür, dass genügend Wasser durch die Schläuche gepumpt wurde. "Aber plötzlich sind wir im Rauch gestanden." Der Wind hatte die Richtung geändert. "Ich habe nichts mehr gesehen und mir gedacht: Was, wenn die vorne nicht mehr stehen, sondern liegen, wenn ich wieder was sehe?" - "Das Feuer hatte uns da fast", ergänzt Ederer.

"Lebensretter für ein Dorf"

Lindenau und Ederer waren Teil des Katastrophenhilfsdienstes der österreichischen Feuerwehren in Nordmazedonien, wo verheerende Waldbrände wüteten. 25 Stunden dauerte die Anreise über den Balkan ins Krisengebiet, dann wartete schon der erste Einsatzbefehl. Ein Dorf drohte niederzubrennen - genau da hatte das Feuer später fast die Feuerwehrkameraden. Weitere zehn Stunden waren sie ohne Schlaf im Einsatz. "Später haben wir gewusst: Wären wir nicht da gewesen, wäre das Dorf niedergebrannt", sagt Lindenau. Der Ort aber steht heute noch. "Wir waren die Lebensretter für dieses Dorf."

Videos und Fotos: Katharina Siuka, FF/Peter Baptist, BFVFB/Johannes Matzhold

Lindenau und Ederer sitzen gerade mit dem Feldbacher Bereichsfeuerwehrkommandanten Johannes Matzhold und ihrem Kommandanten Peter Baptist im Feldbacher Rüsthaus. Wenige Tage nach ihrer Rückkehr lassen sie den schwierigen Einsatz Revue passieren. "Wir haben unsere Leute hinunter geschickt", sagt Matzhold. "Was, wenn sie vom Feuer eingeschlossen worden wären? Wer hätte sie gerettet?", fragt er sich. "Danke, dass ihr wieder gesund nach Hause gekommen seid."

Johannes Matzhold, Peter Baptist, Andreas Ederer und Walter Lindenau mit Josef Gsöls von der Stadtgemeinde Feldbach: "Wir von der Stadt sind stolz auf euch."
Johannes Matzhold, Peter Baptist, Andreas Ederer und Walter Lindenau mit Josef Gsöls von der Stadtgemeinde Feldbach: "Wir von der Stadt sind stolz auf euch." © Katharina Siuka

Für den erst 23-jährigen Ederer bleiben "viele Eindrücke. Ich habe verbrannte Felder gesehen, Gras und Büsche sind zerbröselt. Ganze Hügel waren abgebrannt." Es bleibt aber vor allem das Gefühl, geholfen zu haben. "Die Menschen dort sind arm, sie haben nichts." Familien mit Kindern kamen oft in ihr Camp auf einem Sportplatz, um Fotos zu machen. Eine Feuerwehr kennen sie nicht. "Die Dankbarkeit, die man uns entgegengebracht hat, war unglaublich. Wir haben gesehen, wir gut es uns im Vergleich geht."

Nach vier Tagen kam ihre Ablöse, Baptist und der Feldbacher Feuerwehrmann Erik Hauer übernahmen. "Wir sind hinuntergeflogen", erzählt Baptist, "am Flughafen in Skopje haben uns Wildfremde gedankt und zugejubelt." Angekommen im Landesnorden, lautete der erste Befehl: Eigenschutz aufbauen. "Kollegen aus Weiz waren unten in einem Dorf, wir oben im Gebirge. Da überlegt man dann schon, was passieren könnte, es fängt zu arbeiten an." Was Baptist da nicht wusste: Eine Feuerwalze steuerte genau auf ihn, Hauer und weitere Kameraden zu. Die Weizer sahen das. "Aber zum Glück ist uns nichts passiert."

Auch Volker Hany, Kommandant im Bereich Radkersburg und im Landesfeuerwehrverband für die Katastrophenhilfsdienste (KHD) zuständig, und dem Tieschener Kommandant Markus Eberhart ist nichts passiert. Eberhart war mit der Drohne im Einsatz, "weil vieles so unübersichtlich war. Sie müssen sich vorstellen, das Gelände war fremd und so hügelig", erklärt Hany. Die Straßen glichen eher schlechten, engen Hohlwegen. Einmal blieb den Kameraden der Tankagen (TLF) sogar stecken und versperrte ihnen kurzfristig einen Fluchtweg aus den Flammen.

"Die Kameraden waren emotional fertig"

Als steirischer KHD-Kommandant hing Hany viel am Telefon, um seine Kameraden zu bestärken. "Gerade am ersten Tag haben sie erzählt, dass sie Straßen entlang gefahren sind, rechts und links hat es gebrannt und über ihnen war eine schwarze Rauchwolke. Sie waren emotional fertig." Und retteten trotzdem Dörfer. "Mit dem gleichen Ziel und alleine im Ausland sind sie zusammengewachsen", sagt er.

Nur das Tanklöschfahrzeug aus Feldbach hat den Einsatz nicht geschafft. Es ging auf der Heimreise kurz vor Belgrad in Serbien ein. "Wir sind gerade dabei, es heraufzuschleppen", sagt Baptist. Er steht mit seinen Kameraden und Matzhold mittlerweile vor dem zweiten TLF der Feuerwehr. "Wir werden es reparieren."