Langsam fließt goldgelb glänzendes Olivenöl aus dem Edelstahltank in die leere Flasche – aber nicht in Griechenland, Italien oder Spanien, wie man vermuten könnte, sondern in der Marktgemeinde St. Stefan im Rosental. Hier wird seit kurzem in einem rund 100 Quadratmeter großen holzvertäfelten Gebäude hochwertiges Olivenöl aus Kreta (Griechenland) veredelt, abgefüllt und in ganz Österreich, Deutschland und auch in Italien verkauft. Dahinter stecken der gebürtige St. Stefaner Benjamin Roßmann und sein Geschäftspartner Robert Kritzek aus Graz. Die beiden gründeten vor zwei Jahren das Start-up-Unternehmen „Ekosi“.
Alles begann mit einem Souvenir
Angefangen habe alles schon viel früher, als einer von Roßmanns Bekannten – Harald Pfohl, der seit Jahren auf Kreta lebt und selbst Olivenöl nach Österreich verkaufte – ihm ebendieses Öl von der griechischen Sonneninsel als Geschenk mitbrachte: „Es hat mir dann so irrsinnig gut geschmeckt, dass ich angefangen habe, mich intensiv mit der Produktion und dem Geschmack von Olivenöl zu beschäftigen. Als Harald dann als Lieferant in Pension ging, beschloss ich, seine Stammkunden weiter zu betreuen“, erzählt Roßmann.
Doch Roßmann und Kritzek wollten nicht einfach nur Pfohls Stammkunden übernehmen, sondern etwas auf die Beine stellen, „das der Qualität des Olivenöls gerecht wird“, wie Roßmann erklärt. „Harald hat das nie im großen Stil gemacht, sondern das Öl nur im kleinen Kreis weiterverkauft. Je mehr wir uns mit dem Öl beschäftigten, desto klarer wurde uns, dass das Olivenöl gut vermarktet werden muss“, wirft Kritzek ein. Gesagt, getan: Die grünen Blechkanister, in die das Öl zuvor gefüllt wurde, wichen Flaschen mit modernem Logo, eine eigene Website für den Online-Verkauf wurde gestaltet und eine neue Lager- und Abfüllanlage, ausgestattet mit modernster Technik, in St. Stefan im Rosental errichtet.
Von Hand geerntet
Trotz der vielen Neuerungen ist eine wichtige Sache gleich geblieben: Nach wie vor arbeiten die beiden ausschließlich mit Kleinbauern aus der Region Chania an der Südwestküste der griechischen Insel Kreta zusammen. „Die zum Teil über 2000 Jahre alten Olivenbäume wachsen auf steilen Hängen in der Ortschaft Rodovani“, erzählt Roßmann. Außerdem würde die beiden selbst rund 100 Olivenbäume – ebenfalls in dieser Region – besitzen. „Aus der Ernte der 100 Olivenbäume können durchschnittlich 300 bis 400 Liter Olivenöl pro Jahr gepresst werden.“
Wie viel Arbeit hinter den Produkten – neben Olivenöl werden auch zwei Sorten Olivenpaste und getrocknete Salzoliven hergestellt – steckt, weiß Roßmann genau: „Da die Hänge, auf denen die Olivenbäume wachsen, zu steil sind, ist eine maschinelle Ernte nicht möglich. Geerntet wird daher alles von Hand.“
Genau das sei aber der Garant dafür, dass die Olivenhaine rein biologisch bewirtschaftet werden können. Das Olivenöl sei allerdings nicht biozertifiziert: „Der Mehraufwand rechnet sich einfach nicht, auch weil die Kundschaft das nicht so honorieren würde“, erklärt Roßmann. Nach der Ernte wird das Olivenöl direkt auf der Sonneninsel Kreta von Pressmeister Nikos Pyrovolakis gepresst, in Großgebinde abgefüllt und per LKW nach St. Stefan transportiert, wo es veredelt wird.
Nussig, leicht fruchtig im Geschmack
Rund 10.000 Liter Olivenöl werden pro Jahr veredelt. Diese liefert das Unternehmen mittlerweile an rund 100 Kundinnen und Kunden, darunter Großabnehmer aus dem Lebensmittelhandel und Gastronomie. Und wie würden Roßmann und Kritzek nun den Geschmack ihres Olivenöls beschreiben? „Es ist mild und hat einen nussigen, leicht fruchtigen Abgang. Kenner würden ihm auch eine leicht salzige Meeresnote zuschreiben“, sind sich die beiden einig.