Vom österreichischen Brückenbaumuseum, über Gsellmanns Weltmaschine bis hin zur historischen Hagelabwehrraketen-Abschusshütte: In der Südoststeiermark gibt es viele einzigartige Sehenswürdigkeiten, manche mehr, manche weniger skurril. „Natürlich hab‘ ich Zeit, kommen Sie einfach um Mittag vorbei“, sagt Franz Berghold beim Telefongespräch mit der Kleinen Zeitung, die sich auch seine etwas skurrile Attraktion ansehen wollte: Österreichs größte Motorsägen-Sammlung.

700 Motorsägen in Kellern, Garagen und Scheunen

So unkompliziert sei er bei allen Schaulustigen, erklärt er lachend, während er an Regalen, Gängen und sogar Haufen voller Motorsägen vorbeiführt. Unaufhörlich geht es weiter durch Räume mit Wurlitzern, Mopeds, Traktoren oder auch Außenbordmotoren. Rasch und ziemlich leichtfüßig führt der 74-Jährige zu immer mehr motorisierten Geräten – in seinem ziemlich voll geräumten Reich kennt er sich bestens aus.

Sein Reich, das ist einerseits sein Wohnort und andererseits eben die „Motorsägen-Sammlung Berghold“. „Ich schraube gerne an ihnen herum, das ist meine Beschäftigung“, erklärt der gelernte Mechaniker sein Sammelhobby. Aber auch künstlerisch ist Berghold tätig und fertigt Sterne aus dünnen Metallplatten. Dabei oder beim Versuch eine der über 700 Motorsägen wieder zum Laufen zu bringen, könne er Stunden in der Werkstatt verbringen, denn funktionstüchtig ist bei weitem nicht alles, was bei Berghold herumsteht.

„Meiner Frau ist das recht, die hat ihre eigenen Hobbys“, antwortet der Muggendorfer auf die Frage, was seine Gattin von seiner Sammelleidenschaft hält. Außerdem teilen sich Franz und Brigitte Berghold einige seiner Lieblingsbeschäftigungen, beispielsweise fahren sie oft gemeinsam mit ihren noch laufenden Oldtimertraktoren aus, gerne mit dem Verein „Traktor Veteranen Freunde“ in Straden.

Nur für wenige Motorsägen-Raritäten ist noch Platz

Die Faszination für alles mit einem Motor begann bereits bei der Arbeit als Mechaniker bei der Firma Jacomini in Graz. Als Berghold 1978 in die Südoststeiermark zog, begann er so richtig zu sammeln: „Ich hab‘ damals alles Mögliche in der Region zusammengekauft.“ So sammelten sich über die Jahre neben den rund 700 Motorsägen eben auch an die 30 alte Traktoren, 22 Motorräder, Standmotoren, zwei kleine Planierraupen und auch ein Motor eines sowjetischen Flugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg an. Viel Platz hat Berghold nicht mehr, aber: „Ich will auch gar nicht mehr viel kaufen, das ist alles viel zu teuer heute. Nur ein paar Motorsägen-Raritäten würde ich noch nehmen.“ Zu den Raritäten, die er schon hat, zählen russische Uralsägen, Bügelsägen oder Zweimannsägen.

Fragt man Berghold, warum er kein richtiges Museum führt, gibt er zwei Gründe an: Geld und Zeit. Es sei viel einfacher, auf Anfrage ein paar seiner Motorsägen zu starten und funktionierende Mopeds vorzuführen. Herzeigen tut er seine Schätze aber gerne: „Ich kann den Leuten viel erklären.“ Hergeben, allerdings weniger gerne. Trotz des Platzmangels trennte sich der 74-Jährige bisher nur selten von seinen Sammelstücken, hauptsächlich ein paar Puch-Mopeds: „Wenn, dann müssen die Käufer das schätzen“.

Für die Nachbarn packt Berghold manchmal die Motorsäge aus. Im Hintergrund der Blick ins Tal
Für die Nachbarn packt Berghold manchmal die Motorsäge aus. Im Hintergrund der Blick ins Tal © KLZ / Jonas Rettenegger

Kein Nachfolger

Nur eines wurmt Berghold etwas: Weder an seine fünf Kinder noch seine drei Enkelkinder konnte er seine Passion bisher weitergeben. „Ich hab es mit vielen Geräten, auch Fahrzeugen, probiert, aber keiner will das alles haben.“ Von seinem Haus in Muggendorf aus hat man einen weiten Blick über das vom Sulzbach geformte Tal und die vulkanischen Hügel. Neben einer Scheune liegen ein paar zerschnittene Baumstämme – für seine Nachbarn packt der Pensionist manchmal die Motorsägen aus, einen eigenen Wald hat er nämlich nicht. Aber auch das sei weniger geworden, sagt er, in seinem Alter werde ihm das zunehmend zu anstrengend.