Die 81-jährige Wilhelmine Königshofer steht mit einer violetten und orangen Hand im Seniorenheim Menda und strahlt. Denn heute werden ihre Handabdrücke Teil eines Kunstwerks, das in Zukunft die Wände der Pflegeeinrichtung zieren soll. „Wie schön!“, sagt Königshofer, die selbst noch begeistert Bilder ausmalt und auch geschickt im Gobelin-Sticken ist. Mit einem zaghaften Lächeln bewundert sie die bunten Linien, die ihre Hände auf der weißen Wand hinterlassen haben. Man ist nie zu alt, um sich wie ein Kind zu freuen.

Mit Rat, Farbe und Seife stehen den Bewohnerinnen und Bewohnern an diesem Tag vier Schülerinnen des Gymnasiums Hartberg zur Seite. Sie sind ein Teil des 13-köpfigen Teams, das im Rahmen des österreichweiten Projekts „72 Stunden ohne Kompromiss“ drei Tage und zwei Nächte in dem Seniorenheim mitanpackt. Unter anderem werden Wände verziert und die Sensoren, mit denen sich die Türen einfach öffnen lassen, besser markiert. Aber auch der Garten erhält einen radikalen Schnitt, bevor es in die Winterpause geht.

Morgendliche Besprechung nach einer kurzen Nacht
Morgendliche Besprechung nach einer kurzen Nacht © Carmen Oster

Einige Stunden zuvor haben sich die Jugendlichen im „Schlafsaal“ nach einer kurzen Nacht aus ihren Schlafsäcken geschält. Noch etwas müde, aber voller Tatendrang ist man nun um einen großen Tisch versammelt, um den Tagesablauf zu besprechen. Abwaschbare Tattoos, die sich die Jugendlichen an Hals oder Armen angebracht haben, fordern „Be the Change“ – „Sei der Wandel“.

Diese Botschaft geht nicht unter die Haut, aber an die Menschlichkeit
Diese Botschaft geht nicht unter die Haut, aber an die Menschlichkeit © Carmen Oster

„Es ist einfach schön, zu sehen, wie sich die Jugendlichen einbringen und welche Freude sie haben“, ist Religionslehrer Hannes Hamilton, der die Teilnahme an dem Projekt organisiert hat, begeistert. Auch er hat in dem Seniorenheim übernachtet – allerdings in seinem eigenen Zimmer.

Religionslehrer Hannes Hamilton in seinem Zimmer
Religionslehrer Hannes Hamilton in seinem Zimmer © Carmen Oster

Gemeinsam präsentieren die Jugendlichen Pflegedienstleiterin Alexandra Peinsipp, wie sie die Aufgaben genau ausführen wollen. Diese lauscht aufmerksam und hakt nach, weiß sie doch, welchen nachhaltigen Wert diese Tage für Jung sowie Alt haben. „Projekte wie dieses schaffen es, dass Jugendliche einen Blick hinter die Kulissen werfen können“, erklärt sie.

„Hier sehen sie dann, dass der Alltag in einem Altersheim anders ist, als sie sich das vorgestellt haben. Hemmungen und auch Vorurteile werden abgebaut. Wir haben während der Pandemie stark gemerkt, wie sehr unseren Bewohnern dieser Kontakt abgegangen ist“, sagt die Pflegedienstleiterin, bevor sie weiter eilt.

Der Garten bekam von den Schülern einen winterfitten Schnitt
Der Garten bekam von den Schülern einen winterfitten Schnitt © Carmen Oster

Berührungsangst? Keine Spur!

Während die „Gärtner“ noch auf die beiden Haustechniker warten, bereitet die Gruppe von Julia Spielhofer und Lena Halwachs alles vor, um die Wände in Stiegenhaus B und C in neuem, buntem Licht erstrahlen zu lassen. Dass der Andrang der Bewohner so enorm sein wird, damit haben sie aber nicht gerechnet. Schülerin Julia Spielhofer sorgt unter anderem dafür, dass nach getaner Arbeit die Hände auch wieder sauber werden. Berührungsangst? Keine Spur! Das überrascht sie sogar selbst ein wenig. „Ich habe früher eigentlich nicht an einen Beruf in der Pflege gedacht, aber das hier und heute macht echt Spaß. Und alle sind so lieb!“

Walter Gombozc hat sich in Regenbogenfarben verewigt
Walter Gombozc hat sich in Regenbogenfarben verewigt © Carmen Oster