"Jeder lässt sich einen Schnurrbart wachsen, aber zur Vorsorgeuntersuchung geht keiner", sagt Markus Cebul. Wobei er den Movember (im November lassen sich Männer einen Bart wachsen, um auf das Thema Männergesundheit aufmerksam zu machen) grundsätzlich für eine gute Bewegung hält. Mit seiner Geschichte will er aber dazu anstoßen, dass junge Leute auch wirklich zum Gesundheitscheck gehen – und zwar regelmäßig. "Nur dadurch ist mein Krebs erkannt worden", sagt Cebul – der ein "wildes Jahr" hinter sich hat. Wobei "wild" wohl als untertrieben bezeichnet werden kann.

Alles begann im Sommer 2021 mit Panikattacken. "Es wurde so schlimm, dass ich dachte, ich muss sterben. Ich hatte jeden Tag Angst, ich konnte nicht mehr arbeiten, nicht einmal mehr eine Wurstsemmel einkaufen gehen." Die Gedanken des Knittelfelder kreisten um die eigene Gesundheit beziehungsweise mögliche Krankheiten. Cebul begab sich in Therapie.

Nach der Kur kam der Rückfall

Außerdem unterzog er sich einer Gesundenuntersuchung. "Nicht zum ersten Mal, ich habe das auch vorher schon gemacht." Dann ging alles Schlag auf Schlag: Hodenkrebs wurde festgestellt, unmittelbar nach der Diagnose ein Hoden abgenommen. "Im Oktober galt ich als geheilt", so Cebul, der zu diesem Zeitpunkt erst wenige Monate mit seiner Freundin Sabrina zusammen gewesen ist. Nach der Kur kam der Rückfall – inklusive Chemotherapie. "Ich habe eine harte Chemo bekommen, da es bei mir um Heilung ging", berichtet Cebul über die unendlich wirkende Liste der Nebenwirkungen. "Ich hatte sie alle." Der Lebenswille war dahin, der Schmerz unerträglich. Doch da war noch die frische Liebe, die Familie – und nicht nur das: "Wunderkind" Laura Mia war auf dem Weg. 

"Das war schon anstrengend", sagt Sabrina Schlögl sanft lächelnd, mit süßem gesunden Baby auf dem Arm. Das junge Paar wurde hart auf die Probe gestellt, Cebul weiß, dass nicht jede Frau das mitgemacht hätte.

Der 30-Jährige war stets aktiv – von der Landjugend über die Feuerwehr bis hin zur Politik: "Ich war überall, nur nicht bei mir selbst." Berufsbegleitend schloss er das Studium der Industriewirtschaft ab, befand sich im Dauerstress. "Jetzt gehe ich alles ruhiger an", sagt Markus Cebul. "Ich bin einfach dankbar für das, was ich habe."

Über Ängste reden

Gerade unter Männern ist Vorsorge noch immer ein Tabuthema. Die Menschen reden aber auch nicht gerne über ihre Ängste – ein weiteres wichtiges Thema, das ihm am Herzen liegt. "Viele Männer in meinem Alter haben tatsächlich schon arge Angstzustände und sprechen nicht darüber. Das Thema ist zentraler, als man glaubt", so Cebul, der auch in den sozialen Medien offen mit seiner Geschichte umgeht.

"Ich gehe mittlerweile wieder arbeiten", sagt der Verkäufer im Außendienst. Die Haare sind wieder da, nach außen hin wirkt es vielleicht so, als ob "die Sache" erledigt wäre. "Die Leute denken, du bist der Alte. Das bist du aber nicht. Narben in der Psyche bleiben."

Der Lebenswille war dahin, der Schmerz unerträglich. Heute will Markus Cebul mit seiner Geschichte Bewusstsein für Tabuthemen wie Angstzustände schaffen
Der Lebenswille war dahin, der Schmerz unerträglich. Heute will Markus Cebul mit seiner Geschichte Bewusstsein für Tabuthemen wie Angstzustände schaffen © KK