Gerade hat der 18-jährige Andreas die Matura in der Tasche, da stellt er sich der nächsten Herausforderung: dem Führerschein, zugleich eine Freikarte in einen neuen Lebensabschnitt. Dass auf der Straße aber auch die eine oder andere Gefahr lauert, das wurde dem jungen Mann erst kürzlich bei einer Übungsfahrt im Aflenzer Raum bewusst. "Da schoss plötzlich ohne Vorwarnung ein Reh über die Straße." Der Schock war groß, der Schaden zum Glück nicht, weil Andreas – als leidenschaftlicher Ballsportler durchaus reaktionsschnell – noch rechtzeitig auf die Bremse stieg.

Dass Andreas just jetzt auf ein Reh traf, ist kein Zufall, weiß Bezirksjägermeister Anton Karlon. "Zwischen Mitte Juli und Mitte August steht die Brunftzeit an", sagt Karlon. In dieser Zeit entwickelt das Reh ein außerordentliches Territorialverhalten, was es vor allem gegen Eindringlinge auslebt. Weil das Reh dabei seine Vorsicht über Bord wirft, kommt es regelmäßig zu Unfällen im Straßenverkehr, die vor allem Führerscheinneulinge vor eine ordentliche Herausforderung stellt. "Leider ist es so, dass das Reh in der Brunftzeit dann nicht auf den Verkehr achtet", sagt Karlon.

Zusätzliche Reflektoren als Warnsignal

Entsprechend sei man als Jägerschaft bemüht, den Kontakt zu den Straßenerhaltungsdiensten aufrechtzuhalten und jene Straßenabschnitte, die besonders vom Wildwechsel betroffen sind, gesondert auszustatten. "Zum einen mit Reflektoren", sagt Karlon, zum anderen aber auch mit akustischen Warnsignalen, die nur vom Reh selbst wahrgenommen werden können. Fallen dem Autofahrer wiederum besonders viele Reflektoren auf, ist Vorsicht gefragt. "Daran erkennt der Autofahrer, zusätzlich zu den Warntafeln, dass es sich um einen betroffenen Streckenabschnitt handelt", sagt Karlon.

Was aber tun, wenn der Zusammenprall nicht mehr zu verhindern ist und es zu einem Unfall kommt? "Sofort die Polizei rufen", sagt Karlon. Diese weiß, was zu tun und wer zu verständigen ist. Die weiteren Schritte kennt dann der jeweilige Revierjäger. "Es ist aber wichtig, das Tier nicht aus falscher Tierliebe heraus in den Kofferraum zu packen. Der Revierjäger weiß Bescheid", sagt Karlon.