"Ein Wahnsinn, die reinste Abzocke! Die wollen auf unsere Kosten ihr Budget sanieren", schimpft ein Autofahrer ins Telefon. Er erhielt eine 50-Euro-Geldstrafe von der Bezirkshauptmannschaft Bruck-Mürzzuschlag. Ein anderer spricht von einem weiteren Schritt zum Überwachungsstaat: "Bisher war das Sache der Bundespolizei, jetzt kassiert auch schon die Gemeinde, wo soll das noch hinführen?" Und ein Dritter: "Gibt eh schon überall diese Schwellen auf der Straße, was soll das Ganze?"

Kapfenbergs Bürgermeister Fritz Kratzer kennt solche Anrufe: "Die haben wir auch, wir haben aber auch genug positive Reaktionen. Viele freuen sich, dass das Radar wirkt und die Raser eingebremst werden." Dies war auch der Grund, warum man das mobile Radar angekauft hat, sagt Kratzer: "Wir hatten ein paar Strecken, wo die Anrainer forderten: 'Tut's endlich was, schützt unsere Kinder, das ist ja schon lebensgefährlich.'" Zuerst überlegte man, drei fixe Radarkästen zu installieren, aber so etwas spricht sich bekanntlich schnell herum.

Erst ab 39 km/h wird im 30er geblitzt

Also wurde ein weißer VW Caddy angeschafft, der mittlerweile in Kapfenberg berühmt-berüchtigt ist. Gegen den Vorwurf, die Bevölkerung abzuzocken, um das Budget zu sanieren, wehrt sich Kratzer: "Erstens haben wir es zweimal im Amtsblatt angekündigt. Und zweitens wird das Radar bei 30er-Beschränkungen auf 39 km/h eingestellt, erst darüber wird gestraft. Das ist großzügig, die Bundespolizei stellt höchstens 35 km/h ein."

Um die 2000 Anzeigen hagelte es bis jetzt, das gibt Kratzer zu: "Das zeigt aber nur, wie dringend nötig diese Überwachung ist. In vielen Wohngebieten wurden schon weit über 60 km/h gemessen, auf der Flughafen-Gerade sogar schon 110!"

Anzeigen werden schon weniger

Im Internet haben sich schon Gruppen gebildet, die den jeweils aktuellen Standort des Fahrzeugs als Warnung versenden. Vielleicht wurden auch deshalb die Anzeigen zuletzt weniger. Kratzer führt dies aber vor allem auf einen Lerneffekt zurück: "Die Leute haben verstanden, dass sie sich einbremsen müssen. Dass es bereits besser wird, hören wir auch von vielen Anrainern, etwa aus der Hochschwabsiedlung." Der Bürgermeister hatte sogar schon Anfragen von Bewohnern aus Bruck, St. Marein und St. Lorenzen. Aber so ein Radarfahrzeug ist nur möglich, wenn eine Gemeinde eine eigene Stadtpolizei hat.

Dass sich das Radarfahrzeug schon längst amortisiert hat, ist laut Kratzer zwar ein positiver Nebeneffekt, war aber keineswegs das Ziel: "Wir wollen damit die Schnellfahrer einbremsen. Am liebsten wäre es mir, wenn das Gerät eines Tages gar nicht mehr nötig wäre."