Um den Bauernsilvester ranken sich einige Legenden und Sagen. Die wohl Bekannteste handelt von einem Bauern aus Strallegg. Dieser soll sich im Schneetreiben verirrt haben und von einem kleinen bärtigen Männchen gerettet worden sein. Das Männchen war froh, endlich Gesellschaft gefunden zu haben und wollte nun mit dem Bauern gemeinsam Silvester feiern. Der Bauer präferierte als Feiergesellschaft aber seine Familie und überzeugte das Männchen, dass Silvester bereits am nächsten Tag stattfinde. Da war aber erst der 30. Dezember.
So viel zur Erzählung: Einen Beleg dafür, dass Bauern bereits einen Tag früher den Jahreswechsel feierten, gibt es nicht. Früher fanden aber die Dienstbotenwechsel auch am 31. Dezember statt, genauso wie zu Maria Lichtmess am 2. Februar. Knechte und Mägde wechselten dabei ihren Arbeitgeber und da kann es durchaus sein, dass tags zuvor noch einmal auf den Putz gehauen wurde.
Das hält zumindest Michaela Steinböck-Köhler für plausibel. Sie leitet das Volkskundemuseum in Graz und hat auch eine weitere Erklärung parat: „Es kann auch sein, dass Landwirte am Tag vor Silvester gefeiert haben, weil es heißt, dass Tiere zu Silvester sprechen können und sie diese da belauschen wollten.“
Wohl in Mürzzuschlag erfunden
Klar ist für die Kulturanthropologin aber: „Dass Bauernsilvester heute groß gefeiert wird, hat wahrscheinlich eher einen wirtschaftlichen Hintergrund.“ Die heutigen Feierlichkeiten gehen wohl auf die Zeit der Jahrtausendwende zurück. Als einer der Ideengeber gilt Peter Felber aus Mürzzuschlag, wenn er den Bauernsilvester nicht sogar erfunden hat. „Jeder hatte Pläne, etwas Einzigartiges zu machen, also haben wir gesagt: Warum nicht einen Tag früher feiern?“, erzählte er der Kleinen Zeitung im Vorjahr. Seit 1999 feiert man in seinem Pub-Café Pfiff auch am 30. Dezember. Bereits in den frühen 2000ern berief man sich auch auf die Geschichte des Strallegger Bauern.
Inzwischen hat Bauernsilvester längst den Weg aus dem Mürztal hinaus ins ganze Land geschafft und wird nun wirklich immer mehr zur Tradition. „Bräuche sind Veränderungen unterworfen und wenn der Bauernsilvester immer länger betrieben wird, ist es auf dem besten Weg zur Tradition zu werden“, sagt Steinböck-Köhler dazu.
