25 Stunden saß Cuma "Ali" Korkmaz im Auto, um die 2700 Kilometer in seine südosttürkische Heimat nahe der syrischen Grenze zurückzulegen. Im Gepäck hatte er das Notwendigste, was man braucht, wenn man alles verloren hat. Nach dem Erdbeben am 6. Februar in der Türkei und in Syrien haben der Vater von Cuma, viele seiner Geschwister und Verwandte in ihrer türkischen Heimatstadt Islahiye, etwa 130 Kilometer nördlich der syrischen Stadt Aleppo, alles verloren. Ihre Häuser waren nur noch Schutt, ihr Hab und Gut war begraben und zerstört.

"Mein Onkel, meine Tante und eine Cousine, die in einem Haus auf der anderen Straßenseite lebten, sind tot. Es ist so furchtbar, die Leute haben hier nichts", erzählt der Wahl-Mauterner, der sich in seiner neuen Heimat großer Beliebtheit erfreut, am Telefon. Es fällt ihm schwer, die Situation im Erdbebengebiet zu schildern. Zu nahe gehen ihm die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Wochen.

Der Vater von Cuma Korkmaz (2. v. r.) und enge Verwandte haben ihr Haus sowie Hab und Gut beim Erdbeben am 6. Februar verloren
Der Vater von Cuma Korkmaz (2. v. r.) und enge Verwandte haben ihr Haus sowie Hab und Gut beim Erdbeben am 6. Februar verloren © Privat

Die Familie Korkmaz, neben Cuma gehören auch Ehefrau Canan und die Kinder des Ehepaars dazu, ist sehr beliebt in ihrer neuen Heimat im Liesingtal. So sehr, dass der Familie in der Türkei geholfen werden soll.  "Ich komme immer wieder gerne ins Lokal mit meinen Jungs. Da habe ich gehört, was passiert ist und wie betroffen Ali ist", erzählt Christian Schiester, selbst in Mautern wohnhaft und einer der weltbekannten Ultraläufer und gemeinsam mit seiner Frau Daniela seit vielen Jahren Weltumsegler. Ein Gespräch mit Bürgermeister Andreas Kühberger machte klar: "Wir helfen, zu 100 Prozent."

Die Gemeinde Mautern mit Bürgermeister Andreas Kühberger (l.) sowie Christian Schiester und seine Frau Daniela (2. v. r.) helfen der Familie Korkmaz (im Bild Canan) mit einer Benefizveranstaltung am 1. April
Die Gemeinde Mautern mit Bürgermeister Andreas Kühberger (l.) sowie Christian Schiester und seine Frau Daniela (2. v. r.) helfen der Familie Korkmaz (im Bild Canan) mit einer Benefizveranstaltung am 1. April © Johanna Birnbaum

Filmvortrag und freiwillige Spenden

Und so wird am Samstag, dem 1. April, die Turnhalle in Mautern ganz dem Motto "Mautern hilft Islahiye" gewidmet sein. Die beiden bekannten "Dauersegler", wie sie sich selbst auch bezeichnen, werden einen Filmvortrag mit dem Titel "Die große Querung" halten, wo sie ihre Reise von den Seychellen bis nach Indonesien dokumentiert haben. 4000 Seemeilen, etwa 7400 Kilometer, Abenteuer und Spannung. Das Schöne ist, dass sich auch gleich Vereine und Einsatzorganisationen bereit erklärt haben, bei der Aktion für Ali mitzutun. Alle Einnahmen des Abends werden zu 100 Prozent Ali übergeben, der damit seine große Familie in der Türkei unterstützen wird, wieder ein Heim zu haben.

"Ali ist seit fünf Jahren mit seiner Familie bei uns und ist schon einer von uns. In der Pizzeria gibt es auch einen Einheimischen-Stammtisch. Wir wollen helfen, damit es seiner Familie nach diesem furchtbaren Schicksalsschlag wieder ein wenig besser geht", betont der Bürgermeister.

Die Familie der Mauterner Pizzeriabetreiber ist in Islahiye (rot umrandet), etwa 130 Kilometer nördlich von Aleppo/Syrien, daheim
Die Familie der Mauterner Pizzeriabetreiber ist in Islahiye (rot umrandet), etwa 130 Kilometer nördlich von Aleppo/Syrien, daheim © Google Maps

Direkte Hilfe für Familie

In Islahiye gebe es jede Nacht Nachbeben. "Die haben eine Stärke von 3,5 auf der Richterskala. Ab der Stufe 4 spürt man das dann schon deutlicher", erzählt Ali am Telefon. Dann komme auch die Angst bei den Menschen dazu, dass das, was noch halbwegs steht, auch zusammenbricht. Mehr als 50.000 Menschen haben bei dem Erdbeben der Stärke 7,4 Anfang Februar ihr Leben verloren. Cuma Korkmaz wird nach der Benefizaktion gleich wieder nach Islahiye fahren, um die Mauterner Hilfe zu seiner Familie zu bringen.