Trotz schlechten Wetters tummelten sich die Besserwisser und die in Hippness Studierten schon eine Stunde vor Konzertbeginn am Grazer Schlossberg. Ehrensache, immerhin sollten hier die unausgesprochenen Lieblinge der Blog-Generation mit ihrem Kammerfolk zum Tanz bitten. CocoRosie sind zwei Schwestern aus den USA, deren musikalischen Vorlieben irgendwo zwischen HipHop und Operette anzusiedeln sind. Begleitet werden die beiden noch von zwei Multi-Instrumentalisten, deren Namen man schneller als ihr Spiel vergisst. Doch macht das an diesem Abend gar nichts aus, alles soll sich nur um die zwei schrägen Cassady-Schwestern und ihre seltsame Anziehungskraft drehen.

Angenehm verrückt wie ihr Ruf wirken die beiden zu jeder Sekunde des Abends. Während ihres knapp zwei-stündigen Sets wird mit hoher Stimme gerapt, noch höher gesungen, schemenhaft getanzt, Harfe gespielt und kaum gesprochen. Dem Spaß tut das jedoch keinen Abbruch, vielmehr ist es eine Freude, den beiden bei der Bedienung der zahlreichen "Instrumente" zuzusehen, egal ob Pfeife, Messer und Gabel, Gläser, Mixer oder eine vermutete Popcornmaschine - CocoRosie bringen den Begriff Musik im wahrsten Sinne auf den Teller.

Im Bann. Beim Publikum machte sich indes pure Verzücktheit ob der wunderbar verschrobenen Darbietung breit, die sich in andächtiger Stille und ausuferndem Jubel manifestierte. Als irgendwann dann auch noch ein Glühwürmchen seine Leuchtspur vor der Bühne zog und mit den neonfarbenen Gewändern der Schwestern nahezu verschmolz, hatten CocoRosie einen tatsächlich schon längst in ihren Bann gezogen. Ein Hoch auf den Freak im Folk.