Auch wenn die Metalltische schon abmontiert und nur noch die Halterungen übrig sind: Der Seziersaal flößt einem auch jetzt noch gehörig Respekt ein. Der Zettel mit der Bitte „Die Türen sind wegen Geruchsbelästigung in der Aula geschlossen zu halten“ ändert daran wenig.

Die großen Hörsäle haben bereits kein Licht mehr, von den abmontierten Beschriftungen sind nur mehr die Umrisse erkennbar. Davon, dass hier Hunderte steirische Medizinerinnen und Mediziner einen beträchtlichen Teil ihres Studiums zugebracht haben, erzählen noch einige verbliebene abgewetzte Sofas, ein paar halb ausgetrunkene Tequilaflaschen in den Küchen und letzte Botschaften an den Tafeln. Und „Studentenrestkarten“ der Oper zu je 80 Schilling sind wohl auch keine mehr übrig.

Seit Februar läuft der Rückbau der Vorklinik, die dem Neubau des Center of Physics weichen wird. Im September wird das achtstöckige Gebäude aus den 1970er-Jahren, das auch vielen Nicht-Medizinern durch legendäre Vorklinikfeste bekannt ist, abgerissen. Jetzt geht das „Urban Mining“, also der „Rohstoffabbau“, in die Endphase.

Vieles ist schon abmontiert oder reserviert – „Stadt Graz“ steht etwa auf der einen oder anderen Tür –, doch Erinnerungsstücke aus der alten Vorklinik sind noch zu haben: Hörstuhl-Sitze, Notausgang-Lampen, Uhren, Spinde oder alte Garderoben. Abgewickelt wird der „Rausverkauf“ von „BauKarussell“ aus Wien, die von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) beauftragt wurden. Die sozioökologische Genossenschaft hat in Wien schon große Rückbauprojekte wie beim Ferry-Dusika-Stadion oder den MedUni Campus Mariannengasse abgewickelt. Schon bevor die Reste in den Privatverkauf gingen, wurde einiges – wie Einbaukästen, Lampen und Türen – in die Wiederverwendung und -verwertung gebracht. Die Kantine wurde an den gemeinnützigen Verein SaST (Soziale Arbeit Steiermark) für das Schulbuffet im Gymnasium Lichtenfels verschenkt.

Das Interesse war gestern groß – auch, weil es noch eine Chance war, in das ausgeräumte Gebäude zu schauen. Kleinmöbel wie Rollwägen, Wanduhren und Tafeln waren besonders begehrt, aber für Münztelefone fanden sich ebenso Interessenten – und für Hörsaalsessel, die man allerdings selbst abmontieren muss: „Damit überrasche ich meinen Sohn zu seiner Medizin-Abschlussprüfung“, strahlte etwa eine glückliche Käuferin. Die „Re-Use-Box“ ist noch am Mittwoch noch von 9 bis 17 Uhr geöffnet.