Kaum genutzte, dafür schmutzige und mit Graffiti übersäte Stadtmöbel, teils vertrocknete Pflanzen: Das provisorische Stadtwohnzimmer, zu dem man den Grazer Bischofplatz schon vor dem bevorstehenden Umbau machen wollte, haben die Grazerinnen und Grazer nicht unbedingt gestürmt und mit Leben erfüllt – auch wenn der Platz vor allem in der warmen Jahreszeit durchaus zum Sitzen genutzt wird, wie Anrainer beobachten.
Dass für das Provisorium allerdings frühzeitig 20 Parkplätze aus der Grazer Innenstadt weichen mussten und eine Begegnungszone verordnet wurde, sorgte für Ärger, Kritik kam aus der Innenstadt-Wirtschaft, von ÖVP und FPÖ. Aber auch Selbstkritik: „Diese Interimslösung haben wir zu früh gestartet“, sagte Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) im Nachhinein, Anfang dieses Jahres im Kleine-Zeitung-Interview. Schuld sei die Verzögerung bei der Baustelle beim Ordinariat gewesen. Mittlerweile sind die Arbeiten an der Fassade zum Platz hin weitgehend abgeschlossen, lediglich ein Container verbleibt noch, während im Inneren weiter saniert wird. Zugleich endet jetzt aber das Provisorium am Platz, die temporären Sitzgelegenheiten und Pflanztröge wurden bereits entfernt bzw. in den nächsten Tagen abgebaut.
Wie geht es danach weiter? Nach dem Aufsteirern Mitte September beginnt man mit ersten vorbereitenden Leitungsarbeiten für den Umbau – diese wurden für den Bischofplatz vorgezogen, sollen aber bis zum Start der Adventmärkte abgeschlossen sein. Anfang 2026 beginnen dann die Umbauarbeiten für den Bereich Tummel- und Bischofplatz, die noch unter Siegfried Nagl (ÖVP) als Bürgermeister als Vorhaben beschlossen wurden. 2020 gab es eine Bürgerbeteiligung, im Sommer 2023 wurden die Pläne der Wettbewerbssieger vom Grazer Büro „konstruktiv Architektur & weeSt Architekten“ rund um Julia Fröhlich, Wolfgang Timmer und Martin Konrad vorgestellt. Das Projektgebiet (5.166 m²) umfasst dabei neben dem Tummelplatz (bis Burggasse) auch die Bürgergasse bis Salzamtsgasse und den Bischofplatz inkl. Schlossergasse.
Für den Tummelplatz – der Mitte der 1990er übrigens der erste Grazer Platz nach Ideen aus einem Architekturwettbewerb war – sehen die Pläne mehr große und nach dem Schwammstadtprinzip gepflanzte Bäume, attraktive Plattenbeläge und generell mehr Aufenthaltsqualität für alle Generationen vor. Der Bischofplatz soll den Entwürfen nach überhaupt zum „Garten“ mit viel Grün, fixen Sitzgelegenheiten und einem hochwertigen Bodenbelag werden – und samt einer kleinen Agora, einem Aufenthaltsbereich mit Stufen, vor dem Möbelgeschäft.
Damit hole man endlich „das volle Potenzial aus diesem schönen Ort heraus“ und mache „ihn zu einem echten Stück Innenstadt“, sagt Schwentner über den Bischofplatz, der für sie „ein wunderschöner Ort, der seiner Funktion als Platz nie gerecht werden konnte“ ist. Ziel ist es nicht nur, den Platz mit viel Grün kühler und attraktiver zu machen, sondern ihn auch für die umliegenden Betriebe aufzuwerten.