Vor dem Dom brennen einige Kerzen für die Opfer des Amoklaufs. Drinnen erinnert ein Kranz aus weißen Blumen an sie, mit der Aufschrift „we stand together“ – wir stehen zusammen. Genau das ist es, was Angehörige, Betroffene sowie die Politik am Dienstagabend im Grazer Dom taten. Sie standen zusammen und gedachten der Opfer des grausamen Amoklaufs, die vergangenen Dienstag aus dem Leben gerissen wurden.

Der Zusammenhalt und der geteilte Schmerz wurden auch durch die interreligiöse Gestaltung der Gedenkfeier verdeutlicht. Diese wurde von Vertretern der Katholischen Kirche, der Evangelischen Kirche und der Islamischen Glaubensgemeinschaft gestaltet. Auch Politiker sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene kamen zu Wort. Für einen besonders emotionalen Moment sorgte Andreas Gabalier, der sein Lied „Amoi seg‘ ma uns wieder“ live spielte.

„Der Schmerz und die Tränen sind die Gleichen“

„Wir werden ihre Namen nicht vergessen, nicht in unseren Herzen und nicht im kollektiven Gedenken“, versicherte Mehmet Celebi von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Graz. Er verdeutlichte auch, dass der Schmerz keine Unterschiede kennt: „Wir mögen verschieden glauben, doch der Schmerz eines Vaters ist der Gleiche und die Tränen einer Mutter sind die Gleichen“, sagt Celebi.

Bischof Wilhelm Krautwaschl sprach von einer Dunkelheit, in der viele Menschen in der letzten Woche gelebt haben. „Jenseits der Dunkelheit gibt es eine Welle, die nie versiegt, der Unendliche, der uns hilft auszuhalten, jetzt, hier“, sagt Krautwaschl. Hoffnung gebe dabei das Miteinander. Daher richtete er auch einen Appell an die Anwesenden: „Gehen wir aufeinander zu, lassen wir das aufeinander losgehen, in der realen und digitalen Welt.“

Der evangelische Superintendent Wolfgang Rehner verdeutlichte die Unbegreifbarkeit der grausamen Tat: „Wir alle haben erlebt, wie es ist, wenn die eigenen Worte versagen.“ Und fügte in Bezug auf das Miteinander und den Zusammenhalt an: „Nutzen wir doch gemeinsam diese Chance. Und folgen wir dem Weg des Trostes.“

„Werden keinen zurücklassen“

Auch der steirische Landeshauptmann Mario Kunasek betonte einmal mehr, dass sich das Geschehen nicht in Worte fassen lässt und plädierte für ein gutes Miteinander in der Zukunft. Er habe durch die letzte Woche gelernt, dass die Republik in schwierigen Stunden funktioniere, vom Notruf bis hin zur längerfristigen Unterstützung der Angehörigen. „Wir werden keinen Betroffenen, keinen Hinterbliebenen, keinen, der Hilfe braucht, zurücklassen. Das ist unsere Verantwortung“, versicherte der Landeshauptmann.

Innenminister Gerhard Karner schlug in eine ähnliche Kerbe. „Ja, wir werden etwas ändern, nach so einer Tragödie muss man etwas ändern, gerade als Regierung, aber auch als Politik und Gesellschaft“, sagte er. Manches werde man schnell verändern, aber dennoch wohlüberlegt. „Getragen von der Verantwortung unseren Kindern gegenüber und im Gedenken und als Vermächtnis der Opfer dieser sinnlosen Tat. Sie bleiben auf ewig in unseren Gedanken, sie bleiben auf ewig in unseren Herzen“, so Karner.

Man werde auch gemeinsam darum ringen müssen, nicht Ausreden zu suchen, sondern Antworten zu geben. Auch wenn man sich damit abfinden müsse, dass man auf viele Fragen keine Antworten finden werde. Mehrmals wurde zudem ein großer Dank an die Einsatzkräfte ausgesprochen.

Zahlreiche Trauergäste

Unter die Trauergäste mischten sich neben Angehörigen der Opfer und Vertretern des BORG Dreierschützengasse auch Landeshauptmannstellvertreterin Manuela Khom, sowie die Landesräte Hannes Amesbauer, Stefan Hermann, Claudia Holzer, Karlheinz Kornhäusl und Simone Schmiedtbauer. Auch Altlandeshauptmann Hermann Schützenhöfer, VfGH-Präsident Christoph Grabenwarter und Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker trauerten. Extra angereist sind die Minister Christoph Wiederkehr und Claudia Plakolm sowie der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser.