Rundherum ist alles in Bewegung, doch sie steht still: Die riesige Uhr am Grazer Hauptbahnhof ist kaputt, und das schon seit mehr als zwei Wochen. Für Häme ist gesorgt: „Durch das Bahnhofsvordach sieht man sie eh nicht wirklich“, liest man in Online-Kommentaren, oder: „Das passt zum Grazer Hauptbahnhof.“

Am Vorplatz vor dem Hauptbahnhof, den man seit dem Samstag ohnehin nur erschwert mit Ersatzbussen erreichen kann, muss man auch in den nächsten Wochen auf der eigenen Uhr oder am Handy kontrollieren, ob man seinen Zug noch im normalen Gehtempo erreichen kann: „Wir gehen derzeit von einer Fertigstellung in der KW36 aus“, antwortet ÖBB-Sprecherin Rosanna Zernatto-Peschel. Ein Blick nicht auf die Uhr, sondern in den Kalender zeigt: Das ist die erste Septemberwoche (!).

Graz, Uhr, Uhren im öffentlichen Raum, Zeit, 27.10.2018,hauptbahnhof
Detailaufnahme der Uhr (Archivfoto), sie dürfte nach jener am Uhrturm die zweitgrößte von Graz sein © Kleine Zeitung/Richard Großschädl

Das Uhrwerk und auch Teile der Beleuchtung wurden bei Wartungsarbeiten beschädigt. Warum aber dauert es gar so lange, bis die Reparatur erledigt wird? Das hat vor allem mit dem Denkmalstatus zu tun: Das Aufnahmsgebäude, das 1956 nach Plänen des Architekten Wilhelm Aduatz errichtet wurde, gilt mit seiner schlichten, funktionalen Architektur als bedeutendes Beispiel für die Nachkriegsmoderne in Österreich. Unter Schutz steht damit auch die Uhr.

Eine Reparatur muss grundsätzlich nicht mit dem Denkmalamt akkordiert werden, das Problem ist hier zusätzlich die Beleuchtung. Derzeit wird die Uhr mit Neon-Leuchtmitteln erhellt – die aber Quecksilber brauchen, das heute nicht mehr verbaut werden darf. „Somit ist eine Umstellung auf eine neue und zudem auch langlebigere Technik notwendig“, sagt Rosanna Zernatto-Peschel, dabei müsse man das Denkmalamt beiziehen. Die Reparaturarbeiten sind auch umfassender als zunächst vermutet: Die Zeiger und die Stundentafeln müssen alle abgebaut werden, um die neue Beleuchtung einzubauen, die Zeiger müssen neu ausgewogen werden, damit das Uhrwerk wieder eingestellt werden kann. All das soll aber spätestens zum Ende der Sommerferien erledigt sein – wenn man dann auch wieder mit der Straßenbahn zum Bahnhof fahren kann.