„Wir sind die Chaos-Gang“, fasst Daniela Erber ihre kleine Familie kurz zusammen. Die gebürtige Grazerin lebt seit einem Jahr Vollzeit im Van und fährt damit durch ganz Europa. Beim Zeitpunkt des Telefonats mit der Kleinen Zeitung befand sie sich gerade in Portugal. Mittendrin statt nur dabei sind ihre beiden Hunde Ylvie und Chico, die beide eine besondere Geschichte haben.

Reisen bedeutete Erber schon immer viel. Es war sogar Teil ihres Jobs: Sie hat für einige Zeit auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet. Diesen Job hat sie kurz vor Beginn der Corona-Pandemie gekündigt. Als sie danach das erste Mal am Meer war, hat sie bemerkt: „Irgendetwas fehlt mir“. Kurz darauf hat sie einen Van auf Instagram gesehen, den sie sich gleich darauf gekauft hat. Zunächst ist sie nur kleine Trips damit gefahren, später ist es ihr neues Zuhause geworden.

Aus dem Tierheim und von der Straße

Aber nicht nur ihres, sondern auch jenes der beiden Hunde Chico und Ylvie. Beide Vierbeiner haben eine besondere Geschichte. Chico ist ein fünfjähriger Labrador-Mischling, den sie vor vier Jahren aus einem Grazer Tierheim adoptiert hat - zu einem schwierigen Zeitpunkt in Erbers Leben. „Ich habe Chico das erste Mal an dem Tag gesehen, als meine Mutter eine Gehirn-OP hatte“, sagt sie. Am Adoptionstag habe der Rüde „gewinselt vor Freude, als ob er wisse, dass es jetzt nach Hause geht“, sagt die 30-jährige Grazerin, die selbstständig ist. Chico hat ihr in dieser schwierigen Zeit viel Halt gegeben.

Ihr zweiter Hund Ylvie ist seit Februar Teil der Familie. In Spanien hat sie im Dezember 2022 die kleine Ylvie mit ihrer verletzten Mutter und ihren Geschwistern das erste Mal entdeckt. In Abstimmung mit einem Tierheim vor Ort hat sie sich danach zwei Wochen lang, um die Familie gekümmert und sie gefüttert, damit das Tierheim die Möglichkeit gehabt hat, Platz für die Tiere zu schaffen. „Es war lange nicht klar, ob sie es überleben werden, weil sie in einem schlechten Zustand waren“, sagt Erber. Folglich konnten die Hunde untergebracht werden. Die Vierbeiner haben sich jedoch im Kopf von Erber festgesetzt. „Ich habe in der Zeit eine Bindung zu den Welpen aufgebaut. Ylvie ist das erste Mal auf mich zugelaufen, hat mich angestupst und ist wie ein Kind glücklich weggesprungen“, sagt sie. Einen Monat danach ist sie nochmals zum Tierheim gefahren und hat die kleine Ylvie adoptiert.

Aller Anfang ist schwer

Die Anfangszeit mit zwei Hunden war spannend - vor allem, weil die Tiere sehr unterschiedlich sind. „Ylvie war neugierig, aber Chico hat so gewirkt, als ob er sich fragt: ‚Ok, die bleibt hier jetzt? Die darf in mein Bett?‘“, sagt Erber. Der große Chico hat gegenüber der kleinen Ylvie jedoch immer Toleranz gezeigt. „Bis sie das erste Mal gemeinsam im Bett lagen, hat es gedauert“, erzählt Erber.

Das Van-Leben hat für die Familie Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite sehen die Hunde viele neue Orte und sind aufgrund der zahlreichen Destinationen gut mit Hunden sozialisiert, auf der anderen Seite ist man bei Schlechtwetter im Van lange Zeit auf kleinem Raum zusammengepfercht. „Die Hunde haben absolute Priorität für mich. Mein erster Gedanke ist immer: ‚Was tut den Hunden gut?‘“, sagt Erber, denn die Hunde tun auch ihr gut. „Ich würde mich ohne meine zwei Hunde nicht trauen, gewisse Stellplätze anzufahren als alleinreisende Frau. Die beiden geben mir absolute Sicherheit“, so Erber.

Daniela Erber mit ihren Van-Hunden Chico und Ylvie im Video-Portrait