Dass sich die Oberligamannschaft des SV Rottenmann auflöst - diese Nachricht verbreitet sich derzeit unter den Fußballbegeisterten im Bezirk Liezen wie ein Lauffeuer. Nachgefragt bei Alexander Dörfler, dem Obmann des SV Rottenmann, bestätigt dieser: „Ja, wir hören auf. Die Auflösung ist eine von drei Optionen, die wir aktuell in Erwägung ziehen.“ Als Grund nennt er die angespannte Spielersituation. Auf der Kaderliste finden sich elf Mann, „18 brauchst du in dieser Liga mindestens. Wir haben viel zu viele auswärtige Spieler - heimische bringen wir keine zusammen. Die verlangen zu viel Geld“, sagt Dörfler. Und: „Das macht so einfach keinen Sinn.“

Der finanzielle Aufwand für Legionäre sei nicht so hoch, wie für „gute, oberligafähige Spieler aus Österreich“, erläutert der Obmann. „Wir sind als Verein nicht bereit, das - auf die Masse gesehen - alles zu bezahlen.“ Sei doch auch die allgemeine wirtschaftliche Situation nicht die leichteste, ergänzt Dörfler.

Kein neuer Gedanke

Der Gedanke, der Oberliga den Rücken zu kehren, steht in Rottenmann nicht zum ersten Mal im Raum. In der Vergangenheit sei nur niemand den endgültigen Schritt gegangen, sagt der Obmann. „Wenn es jetzt wirklich so weit kommt, werde ich mich drübertrauen. Und in Kauf nehmen, dass dann einige mit mir nicht zufrieden sein werden.“

Eine Neuaufstellung im kommenden Sommer hat man in Rottenmann bereits ins Auge gefasst. Vor allem auch, weil in ein bis zwei Jahren einige Kicker aus dem Nachwuchsbereich in eine künftige Kampfmannschaft aufrücken können. „Für die 12-, 13-, 14-Jährigen brauchen wir eine Perspektive - weil viele Vereine bei uns schon die 13 Jahre alten Burschen abwerben.“

„Fertigspielen oder aussetzen“ als weitere Optionen

Neben der sofortigen Auflösung gebe es noch die Möglichkeit, mit der - laut Obmann - „nicht konkurrenzfähigen Mannschaft“ die Saison fertig zu spielen oder sämtliche Spiele in der kommenden Frühjahrssaison auszusetzen. Man habe Vorschläge bezüglich des weiteren Vorgehens an den steirischen Fußballverband geschickt und warte nun auf Rückmeldung. „Wir wollen hinsichtlich der Regularien alles richtig machen.“ Wenn diese Rückmeldung da ist, soll entschieden werden, wie es weitergeht beziehungsweise welche Option gewählt wird. „Ich hoffe, dass wir diese Entscheidung in der kommenden Woche treffen können“, sagt Dörfler.

Großes Bedauern

„Wenn ein Traditionsverein wie der SV Rottenmann nicht weitermacht, ist das schlimm“, sagt Günther Tragner, Klassenreferent der Oberliga Nord. „Rottenmann hat immer einen guten Namen, eine starke Mannschaft und einen großen Zuschauerzuspruch gehabt.“ Aber auch er weiß: „Als Verein brauchst du einen Stamm aus eigenen Spielern. Wenn es nicht gut läuft, sind die Legionäre die ersten, die weg sind.“

Auch Michael Lammer, Obmann des SC Liezen, sagt zu den Nachrichten, die aus Rottenmann kommen: „Ich finde es extrem schade für die ganze Region.“ Er habe mit diesem Schritt eigentlich schon im vergangenen Sommer gerechnet, sagt er. „Es war absehbar. Wenn du keine eigenen Spieler hast, sondern nur Legionäre, musst du irgendwann die Reißleine ziehen. Da entwickelt sich eine Abwärtsspirale.“ Der SC Liezen wünsche den Rottenmannern jedenfalls „alles, alles Gute. Es wird einige Jahre dauern, bis sie wieder dorthin kommen, wo sie waren. Aber ich bin überzeugt, dass sie wieder zu alter Stärke zurückfinden werden“, so Lammer.