Häuser aus Holz mit grünen Fensterläden reihen sich in einer idyllischen Siedlung in der Ekkehard-Hauer-Straße im Grazer Bezirk Wetzelsdorf aneinander. Die Vögel zwitschern in den Bäumen, ansonsten ist es an dem Samstagvormittag in Wetzelsdorf still. Das Absperrband der Polizei, einige Polizeiautos und die Spurensicherung, die bei einem der denkmalgeschützten Häuser aus und ein geht, sind das Indiz für die Bluttat, die sich am Samstagmorgen in der Siedlung in einem Mehrparteienhaus zugetragen hat – eine 39-jährige Frau war mit mehreren Stichverletzungen getötet worden. Es ist bereits der neunte mutmaßliche Frauenmord in diesem Jahr in Österreich.

Um 6 Uhr morgens hatte ein Nachbar der Getöteten die 39-Jährige blutüberströmt in ihrer Wohnung vorgefunden. Der Mann war durch Hilfeschreie der Frau auf die Situation aufmerksam geworden. "Er hat sofort die Rettungskräfte verständigt, sie waren nach wenigen Minuten vor Ort", beschreibt Chefinspektor Fritz Grundnig die Situation. Für die Frau kam allerdings jede Hilfe zu spät, das Notarztteam konnte nur noch den Tod feststellen. 

Große Anteilnahme

Der mutmaßliche Täter, der 28-jährige Partner der getöteten Frau, flüchtete anschließend mit dem Pkw seines Vaters. "Auf der Straßganger Straße verursachte der Mann dann nur wenige Hundert Meter vom Haus entfernt einen Frontalzusammenstoß, er wurde dabei schwer verletzt", so Grundnig weiter. Der Fahrer des zweiten beteiligten Pkw, ein 31-jähriger Grazer, wurde bei dem Unfall allerdings tödlich verletzt. "Wir informieren gerade die Angehörigen", hieß es seitens der Ermittler am Vormittag.

Laut ersten Erhebungen dürfte der mutmaßliche Täter den Autounfall in suizidaler Absicht verursacht haben (das wurde am Sonntag bestätigt, Anm.). Ein Gutachten der Staatsanwaltschaft zeigte zu Mittag, dass der Verdächtige das Fahrzeug bewusst auf die gegengesetzte Fahrbahn gelenkt haben dürfte. Gegen den 28-Jährigen, der aus dem Bezirk Steyr stammt, wird nun also auch in dieser Frage wegen Mordes ermittelt. Er wurde unterdessen ins Krankenhaus eingeliefert und in künstlichen Tiefschlaf versetzt. Eine Einvernahme war aus diesem Grund noch nicht möglich.

Die Atmosphäre in der Privatstraße, in der sich der Tatort befindet, ist derweil angespannt. "Ich bin um sechs Uhr von der Arbeit nach Hause gekommen, da war die Polizei schon da und hat alles abgesperrt", sagt eine Frau, die im Haus nebenan lebt. "Ich habe um halb drei in der Nacht das Haus verlassen, um arbeiten zu gehen, falls davor jemand geschrien hätte, hätte ich das gehört", sagt sie bestürzt, während sie einen Hund an der Leine hält – nicht ihrer, wie sie sagt. "Er gehörte ihr, er war die ganze Zeit im Garten unten." Die Nachbarin stoppt mitten im Satz, als sie eine Frau auf der anderen Straßenseite entdeckt. "Das ist die Mutter des Opfers", sagt sie. Den Hund will sie zu ihr bringen, die Anteilnahme ist sichtlich groß. Eine weitere Nachbarin stellt einen Stuhl bereit, damit sich die Angehörige setzen kann.

Die Polizei rechnet unterdessen damit, dass die Spurensicherung noch einige Stunden in Anspruch nehmen wird.