Es ist ein dringender Appell, den die Caritas am Freitag an die Steirerinnen und Steirer richtete: "Wir bitten um Solidarität", sagt der steirische Vizedirektor Erich Hohl: "Und zwar von Menschen, die den Teuerungsbonus nicht so dringend brauchen. Bitte spenden Sie den Bonus", sagt er. Und fügte ein Versprechen an: "Wir helfen damit rasch und regional."

Denn: Die Caritas ist mit einer eklatanten Steigerung der Anfragen und nötigen finanziellen Hilfestellungen konfrontiert. Im Vergleich zum Vorjahr gab es heuer bereits eine Steigerung um 30 Prozent bei den Erstkontakten zur Existenzsicherung, führt Hohl aus. Bedingt durch den Preisanstieg bei Lebensmitteln, Strom, Wohnungskosten und auch Tanken musste die Caritas bis August bereits 460.000 Euro an Steirer in Not auszahlen – um zehn Prozent mehr als noch 2021: "Dabei haben viele ihre Jahresabrechnungen noch nicht erhalten", betont Hohl. Diese würden erst kommendes Jahr schlagend werden, was weitere Betroffenheit auslösen werde, so Hohl.

Spendenaktion nach einer Idee der Tochter

Aus diesem Grund startet die Raiffeisen Steiermark gemeinsam mit der Caritas nun den Sozialfonds "WIR hilft". Wohlhabendere Steirerinnen und Steirer werden dabei aufgerufen, den Teuerungsbonus zu spenden: "Viele Kundinnen und Kunden haben uns mitgeteilt, dass sie gar nicht wissen, warum auch sie einen Bonus erhalten", sagt Generaldirektor Martin Schaller. Das und weil seine Tochter eine Spendenaktion für Steirer in Armut starten wollte, seien die Grundlage für die Hilfsaktion gewesen.

Martin Schaller, Raiffeisen-General und Erich Hohl, Caritas-Vize
Martin Schaller, Raiffeisen-General und Erich Hohl, Caritas-Vize © RLB Steiermark/photoworkers.at

Schaller betonte in diesem Zusammenhang, dass die Inflation bis Jahresende weiter steigen und gar zweistellig werden könnte, was eine zusätzliche Belastung sei. Zudem gehe das Wirtschaftswachstum zurück, "wir können eine Rezension nicht ausschließen", so der Banker. Daher wolle man bis Ende Dezember auch 300.000 Kundengespräche führen, um individuelle Analysen zu den jeweiligen Situationen zu machen – ein persönlicher Finanz-Check sozusagen. Die Bank wolle im Fall größerer Nachzahlungen bei Kunden auch unkomplizierte Lösungen anbieten, die noch im Herbst erarbeitet werden. 

158.000 Steirer sind armutsgefährdet

Denn: Insgesamt seien 158.000 Steirerinnen und Steirer armutsgefährdet, betont Hohl. "All jene, die wir betreuen, sind bereits darüber hinaus." Neben der akuten Hilfestellung will die Caritas den Menschen auch nachhaltig helfen, Kosten zu senken und sich finanziell abzusichern. Der nun ausgerufene Fonds soll dabei helfen und auch "den Zusammenhalt in bewegten Zeiten stärken", wie Schaller betont. Die steirischen Raiffeisenbanken steuerten deshalb bereits 100.000 Euro an Spenden bei und wollen auch Gespräche mit anderen Unternehmen führen, sich an dem Projekt zu beteiligen. Schaller hofft auf Spenden von einer Million Euro. Der Antiteuerungsausgleich beträgt 250 Euro und wird seit Ende August an alle Österreicher ausgegeben – gemeinsam mit dem Klimabonus werden pro Volljährigem 500 Euro vom Bund zur Verfügung gestellt.