Mit einem Dankgottesdienst beging Johann Weber heute sein 50-jähriges Bischofsjubiläum in einem Caritas-Heim in Graz. Glückwünsche gab es dabei auch von ganz besonderer Seite: Papst Franziskus bedankte sich beim Jubilar für seinen "arbeitsreichen Einsatz" und bat seinerseits um das Gebet, damit er seinen eigenen Dienst ausüben könne. Das handschriftliche Glückwunschschreiben wurde von Bischof Wilhelm Krautwaschl überreicht. 

Darüber hinaus überbrachte Krautwaschl auch die Glückwünsche der Katholischen Aktion Österreich, des Grazer Domkapitels und der steirischen Priesterschaft, gehöre es doch zu den wichtigsten Errungenschaften der Amtszeit Webers, die Einheit unter den steirischen Priestern gestärkt zu haben. Unter den Mitfeiernden fand sich auch der Linzer Bischof Maximilian Aichern, ein gebürtiger Steirer.

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Auch Webers Nachfolger als Diözesanbischof von Graz-Seckau, Bischof Egon Kapellari, bedankte sich bei seinem Vorgänger: "Als jüngerer Altbischof danke ich Dir als dem älteren Altbischof herzlich für die reiche bisherige Ernte Deines Lebens als Mitmensch, Christ, Priester und Bischof", so Kapellari. Bischof Weber habe an all seinen Stationen "Maßstäbe gesetzt und ihnen entsprechend gelebt, die auch heute inspirieren können und gelten sollten".

Als „Gottesmann für das Volk“ bezeichnet der Salzburger Erzbischof Franz Lackner (gebürtig aus der Südoststeiermark) Bischof Weber: "Das Anliegen, bei den Menschen zu sein, ist mir bis heute Vorbild. Ein herzliches Vergelt’s Gott!" Der Innsbrucker Diözesanbischof, Hermann Glettler (ebenfalls Steirer), wurde 1991 von Bischof Johann Weber zum Priester geweiht. „Johann Weber war einer meiner Vorgänger in der Pfarre Graz-St. Andrä. Noch nach mehr als 30 Jahren war dort etwas von seinem innovativen Geist als Pfarrseelsorger spürbar“, so Glettler, und weiter: „Er hat mein Verständnis von Kirche damit nachhaltig geprägt, auch die Grundidee vom Bischofsamt, das mir vor zwei Jahren übertragen wurde.“

Ein Mann des Dialogs

Johann Weber wurde als damaliger Pfarrer von Graz-St. Andrä am 10. Juni 1969 zum 56. Bischof der Diözese Graz-Seckau ernannt, geweiht wurde er im Grazer Dom vor genau einem halben Jahrhundert am 28. September 1969.

Seine Erinnerungen an Begegnungen mit Johann Weber prägten ihn heute in der Ausübung seines Hirtenamtes, würdigt sein Nachfolger Wilhelm Krautwaschl den Jubilar schon zuvor in einer Aussendung. Er sei Weber und dem Herrgott für vieles dankbar, "dass er uns als Hirte in der Diözese so lange vorausging, mitten unter uns ging oder auch hinter uns, um uns auf dem Weg zu halten". Krautwaschl schloss mit dem Wunsch an Weber: "Gott segne und behüte Dich!"

Für das Online-Gratulationsbuch steuerte Krautwaschl eine Anekdote über seinen früheren "Chef" bei: Bei einem Treffen in seinen Amtsräumlichkeiten wurde Weber gefragt, wieso sein Schreibtisch so leer sei, "ob er denn keine Arbeit hätte". Webers Antwort: "Ich habe bei einem Kurs im Vatikan gelernt: Der volle Schreibtisch eines Bischofs ist nur ein Hinweis darauf, dass er seinen Mitarbeitern nicht traut." Auf der Website www.katholische-kirche-steiermark.at finden sich weitere Anekdoten und Wünsche für den Jubilar, eigene Einträge sind ebenso möglich. 

Gottesvolk statt "Lager" in der Kirche

Das steirische "Sonntagsblatt" widmet Johann Weber eine achtseitige Sonderbeilage. Dessen langjähriger Chefredakteur Herbert Messner schreibt darin über seinen Bischof der Jahre 1969 bis 2001: "Sein weiter Horizont des Katholischen half ihm, auch innerkirchliche Gegensätze in den Griff zu bekommen [...] In einer sehr kritischen Zeit für die Kirche in Österreich war Bischof Johann Weber 1995 bis 1998 Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz. Er litt unter neuen Spannungen, zeigte aber der Kirche Österreichs um so mehr, dass Vielfalt Miteinander und Dialog bedeuten kann."

Dazu passt ein Wort, das der neu gewählte Bischof am 5. Oktober 1969 an die Leser des "Sonntagsblattes" richtete: "... wie ein ordentlicher Pfarrer will ich für alle da sein. Für mich gibt es keine Progressiven und Konservativen, keine Fernstehenden und keine Elite oder welche Bezeichnungen man sonst noch verwenden will, sondern nur ein Volk Gottes auf seiner Pilgerfahrt in der Nachfolge Christi." Weber rief bereits damals zur "Erneuerung der Kirche" auf, die er gemäß seinem bischöflichen Wahlspruch "Evangelizare pauperibus" ("Frohe Botschaft den Armen") mit klaren sozialen Anliegen verband: Es gelte "immer deutlicher die Armut inmitten des Wohlstands (zu) erkennen: die Kranken und Verdrossenen, die Verzweifelten und Übersättigten, die Ratlosen und Lebensuntüchtigen, die vor Gott Fliehenden und die Enttäuschten. Für sie legen wir die Hand an den Pflug."

Bischof Weber übernahm die Diözese in einer schwierigen Situation, geprägt durch den plötzlichen Rücktritt von Bischof Josef Schoiswohl und die starke nachkonziliare Polarisierung im Klerus. Als Bischof stellte Weber in vielen Bereichen neue Weichen im Sinne der Konzilsreformen und wurde durch seine herzliche, umgängliche Art zum beliebten "Leutebischof": In seiner Amtszeit wurden die Pfarrgemeinderäte und der Diözesanrat eingerichtet, er vergab erstmals an einen Laientheologen die Stelle eines Pastoralassistenten und er setzte zum ersten Mal Ordensfrauen zur "geschäftsführenden" Leitung einer priesterlosen Pfarre ein. Weber rief die Telefonseelsorge ins Leben, später wurden in Graz das Kulturzentrum bei den Minoriten und das Welthaus errichtet.

Viele große Ereignisse der folgenden Jahrzehnte - von der Österreich-Synode 1973/74 über den Katholikentag 1981 in Graz, den "Tag der Steiermark" 1993, die "Wallfahrt der Vielfalt" 1996, die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz bis zum "Dialog für Österreich" 1998 - wurden von Bischof Weber initiiert oder entscheidend mitgeprägt. Zu den Höhepunkten seiner Amtszeit zählte auch der Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1983 in Mariazell.

Ab 1995 Vorsitzender der Bischofskonferenz

In der Österreichischen Bischofskonferenz war Bischof Weber zunächst Referent für Jugendfragen, später zuständig für den Bereich "Kirche in der Gesellschaft". Lange Zeit war er auch für die Gefangenenseelsorge, für die Ordensgemeinschaften und für pastorale Angelegenheiten zuständig. Weber war einer der Betreiber des Sozialhirtenbriefes der Bischofskonferenz von 1990. Im Mai 1995 wurde er zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz gewählt, nachdem Kardinal Hans Hermann Groer dieses Amt nach Missbrauchsvorwürfen zur Verfügung gestellt hatte; Weber übte diese Aufgabe bis 1998 aus. Außerdem wurde er "Medien-Bischof" und war für die Theologischen Fakultäten und Hochschulen sowie für die österreichische Theologische Kommission zuständig. Als langjähriger Referent für die Priesterseminare und Präsident des Zentrums für geistliche Berufe ("Canisiuswerk") war Bischof Weber die Sorge um den Priesternachwuchs ein großes Anliegen.

Im Jahr 2001 legt Johann Weber sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Der Papst ernannte Bischof Egon Kapellari zum Nachfolger. Heute lebt Weber in einem Alten- und Pflegeheim in Graz, als Seelsorger ist der 92-Jährige weiterhin aktiv.