Als wir beim ORF am 17. und am 18. Dezember bezüglich der Wechsel in den Korrespondentenbüros anfragten, wurde uns folgende Antwort übermittelt: „Alle aktuell vakanten Positionen im Bereich der ORF-Korrespondentenbüros sind mit den gerade bekanntgegebenen Bestellungen besetzt. Darüber hinausgehende Gerüchte kommentiert der ORF nicht.“ Dass nun am Tag vor dem Heiligen Abend kurz vor 17 Uhr eine Presseaussendung verschickt wird, erweckt den Anschein, dass es hinter den Kulissen nicht ganz rund gelaufen ist und man hofft, dass die Meldung zwischen den Feiertagen wohl „untergeht“. Warum wollte der ORF etwas, das feststand, über Tage offiziell nicht bestätigen? Denn Karim El-Gawhary (63) wird ab Mitte 2026 als Freelancer tätig sein. Sein Vertrag wurde nur bis Mitte nächsten Jahres verlängert. Umstritten war und ist der mehrfach prämierte Deutsche – er galt und gilt für viele als zu Israel-kritisch und aktivistisch.
„Karim El-Gawhary ist einer der angesehensten ORF-Korrespondenten. Sein Vertrag wurde bis Mitte 2026 verlängert und er wird auch darüber hinaus weiterhin als klassischer Freelancer für den ORF aus und über Ägypten und den arabischen Raum berichten“, heißt es in der Aussendung. Als Hintergründe bzw. Strategie werden die „Weiterentwicklung des Korrespondentennetzes und des Generationenwechsels“ genannt, wodurch auch die Nahost-Berichterstattung des ORF neu geordnet werde.
Chefredakteurin Gabi Waldner-Pammesberger wird so zitiert: „Wir werden in den kommenden Wochen mögliche Standorte sondieren und bis März 2026 ein entscheidungsreifes Konzept für eines der arabischen Länder im östlichen Mittelmeerraum vorlegen. Damit führt der ORF seinen erfolgreichen Weg fort, über die hochkomplexe Region aus verschiedenen Perspektiven zu berichten.“ Das neue Nahost-Büro soll Mitte des Jahres eröffnet werden und wird sukzessive die Aufgaben des Büros in Kairo übernehmen.
Auch Karim El-Gawhary selbst kommt zu Wort: „Über zwei Jahrzehnte durfte ich für den ORF die arabische Welt widerspiegeln und werde das noch weitere letzte sechs Monate als Korrespondent in Kairo tun. Ich schaue nach vorne und werde sicherlich auch danach in Österreich und Deutschland eine öffentliche Stimme über die arabische Welt bleiben.“