Ein „klares Zeichen gegen Hetze, für Frieden und Verständigung“ wolle die Stadt mit der ersten jemals in Graz durchgeführten, offiziellen Gedenkveranstaltung zum Kriegsende und der damit einhergehenden Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus setzen. Bügermeisterin Elke Kahr (KPÖ) eröffnete am frühen Abend die um einen Tag versetzte Veranstaltung auf dem Schloßberg. Trotz des ungemütlich kalten Wetters waren rund 500 Menschen in die Kasematten gekommen, um gemeinsam mit der Stadtpolitik und einer Reihe von Vertreterinnen und Vertretern aus Kunst und Wissenschaft jenes von der Bürgermeisterin proklamierte Zeichen zu setzen. Hauptattraktion des Abends war Konstantin Wecker, der wie sein Pianist Jo Barnikel zugunsten mehrerer steirischer kulturpolitischer Initiativen auf Gage verzichtete.
Kahr erinnerte an Gemeinsamkeit In der Politik
Kahr erinnerte auch daran, dass Politiker von ÖVP, SPÖ und KPÖ den politischen Neubeginn in Österreich und in der Steiermark gemeinsam trugen und hob am Beispiel von Richard Zach, ausdrücklich die Bedeutung jener hervor, die in ihrem Widerstand gegen das NS-Regime ihr Leben opferten, darunter die Sozialdemokratin Julia Pongratschitsch und den Grazer Lehrer und Kommunist Richard Zach. Auch brach Kahr eine Lanze für die österreichische Neutralitätspolitik, die Bruno Kreisky „geprägt und gelebt“ habe. “Wettrüsten macht die Welt nicht sicherer, sie macht die Welt unberechenbarer“, mahnte die Bürgermeisterin: Aufrüstung sei niemals ohne Alternative.
Denkwürdiger Abend auf dem Schloßberg
Nach einem differenzierten und gedanklich glasklaren historischen Schnelldurchlauf vom 29. März 1945, dem Grenzübertritt alliierter Truppen auf heute wieder österreichisches Staatsgebiet, bis ins Heute mit seinen internationalen Krisen und politisch extremistischen Strömungen von der Historikerin Karin Schmidlechner-Lienhart zeigte das oststeirische Kollektiv die „Wilden Alten“ eine verknappte Fassung ihres aktuellen Programms „Nie wieder“ - eine eindringliche, Performance mit viel Choreografie und Musik, mit der die durchwegs im Pensionsalter befindlichen Performerinnen und Performer zu steter Wachsamkeit vor politischem Hass und ewiggestrigen Kriegstreibern aufrufen.
Die Wiener Sängerin Isabel Frey und ihre Band inklusive Lokalmatador Moritz Weiß an der Klarinette heizten dem Publikum mit ihren flotten, teilweise selbst komponierten Stücken ein, die eindrucksvoll bewiesen, dass Jiddisch eine überaus lebendige Kultursprache ist.
Nach der Pause betrat dann der sehnlichst erwartete Konstantin Wecker die Bühne und lieferte mit seinem eineinhalbstündigen Programm „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“ den perfekt stimmigen Soundtrack zu dem denkwürdigen Abend.
Malwettbewerb „Graz malt Geschichte“
Gestartet wurde bereits am Nachmittag mit der Preisverleihung des von der Abteilung für Bildung und Integration initiierten Malwettbewerbs zum Thema „Graz malt Geschichte“ der Grazer Schulen. Die Stadt Graz hatte Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I aller Grazer Gymnasien und Mittelschulen eingeladen, sich kreativ mit dem Thema Freiheit auseinanderzusetzen. „Damit wollten wir junge Menschen dazu inspirieren, ihre Gedanken rund um die Themen Frieden und Freiheit zu teilen. Ideen der Zukunft verbinden sich mit Erinnerungen der Vergangenheit und werden so zu einem ganz eigenen Teil unserer Geschichte“, zeigte sich Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) begeistert von den kreativen Umsetzungen. Aus 68 Einreichungen von elf Schulen gingen die 3b der Gibs, die 1b und die 4b der MS St. Johann, die 4a der Modellschule und die 1b des Gibs als Sieger hervor.