Es ist ein Fest der Liebe, der Familie. Weihnachten hat mehr als nur eine religiöse Bedeutung. Für viele bedeutet es ein Zusammenkommen, ein Beieinandersein. Doch nicht jeder ist in diesen Tagen in einem sozialen Umfeld eingebettet. „Wichtig ist, zwischen einsam und allein zu unterscheiden. Es gibt Menschen, die bewusst allein auf einer Hütte in den Bergen Weihnachten verbringen und damit zufrieden sind“, sagt Claudia Traunmüller, Psychologin und Stressforscherin an der Uni Graz.
Unfreiwillig alleine
Dann gäbe es aber noch jene Menschen, die einsam sind, weil sie niemanden haben. Oder jene, die zwar ein soziales Gefüge haben, aber dort nicht willkommen sind. „Da kommt dann noch die Zurückweisung hinzu.“ Wer nicht allein sein will und sich dazu gezwungen sieht, bei dem entstehen negative Gefühle. „Da fängt das Problem an“, sagt die Psychologin.
Caritas lädt am 24. 12. zu gemeinsamen Fest
Einsamkeit sei inzwischen ein Riesengesundheitsthema geworden, weiß Traunmüller. Gerade zu Weihnachten gibt es daher viele Einrichtungen, die ihre Türen öffnen. So lädt die Caritas am 24. Dezember zum gemeinsamen Feiern ein – und zwar um 16 Uhr in den großen Pfarrsaal der „Pfarre Liebenau, St. Paul“ (St.-Paulus-Platz 1, 8041 Graz). Unter www.katholische-kirche-steiermark.at finden sich die Termine und Uhrzeiten aller Krippenfeiern, Metten und Gottesdienste für Weihnachten.
Auch das Marienstüberl hat täglich geöffnet, an den Feiertagen ebenso. Es gibt dort die Möglichkeit zum Plaudern, Zeitunglesen, Aufwärmen (Mariengasse 24, Graz). Wer zudem einen Unterschlupf sucht, wird in den Notschlafstellen (siehe Infobox) fündig. Für Hilfsbedürftige fährt der VinziBus täglich am Abend in Graz zum Augarten (20 Uhr), Jakominiplatz (20.30 Uhr) und Hauptbahnhof (21 Uhr) und verteilt belegte Brote und Tee.
„Das Gefühl der sozialen Zugehörigkeit ist ein Grundbedürfnis“, erklärt Traunmüller. Zu Weihnachten könne man daher etwa in Altersheimen oder sozialen Einrichtungen aushelfen, wenn man lieber unter Leuten ist. Gleichzeitig mache man anderen eine Freude. „Wer die Bereitschaft hat, aus einer belastenden Einsamkeit herauszukommen, der kann Maßnahmen setzen“, sagt sie. Wer diese psychischen Voraussetzungen nicht habe, für den kann Weihnachten eine Belastung sein.
Den Menschen die Scham nehmen
Natürlich helfe Aktivität immer, um das Serotonin anzustoßen, aber „mit einmal laufen gehen ist es nicht getan“, sagt die Expertin. Man müsse den Menschen vor allem vermitteln, dass sie sich nicht zu schämen brauchen, wenn sie einsam sind bzw. sich einfach fühlen. Für viele könne Einsamkeit nämlich auch Stress bedeuten im Sinne von „Ich bin allein, ich bin allein, ich bin allein, oh Gott.“
Das fällt dann in einen anderen Themenbereich, mit dem sich Traunmüller vorrangig beschäftigt, die Stressforschung. Kurz dazu: „Regeneration ist immer ein Ausgleich zu dem, was mir Kraft raubt.“ Bei einem Bürojob zum Beispiel sollte man am Abend eine Runde ins Freie gehen. Pausen helfen zudem, damit es nicht zur Überforderung (im Job, Pflege von Angehörigen, der Beziehung) kommt. „Und Bewegung ist zentral. Eine Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems macht Körper und Psyche widerstandsfähiger. Sie kann sowohl die Anpassungsleistung an verschiedene Anforderungen als auch die Regenerationsfähigkeit deutlich verbessern.“
Soziale Kontakte helfen ebenso. Womit sich der Kreis schließt. Die Botschaft, so Traunmüller, müsse lauten: „Ich muss nicht alleine sein!“