Christine Lanz hat vor zehn Jahren ihren Ehemann verloren. Damals konnte sie durch ihre Arbeit der Einsamkeit entfliehen, Freunde und Familie halfen ihr in der Freizeit über den Verlust hinweg. Als sie heuer im Jänner in Pension gegangen und auch noch Corona dazu gekommen ist, war es schwer für sie. Es fehlte der Übergang. „Auf einmal braucht mich niemand mehr“, war ihr Eindruck.
Sie suchte eine neue, „sinnvolle Aufgabe“ und stieß auf das Freiwilligen-Management der Lebenshilfe. Sie turnt, kegelt, geht mit Menschen mit Behinderung spazieren und macht noch viel mehr. Sie hat wieder eine Aufgabe gefunden, bei der sie gebraucht wird und auch etwas Gutes tun kann. Und sie weiß: „Wenn man zuhause sitzt, wird niemand kommen. Man muss selbst initiativ sein.“

Bianka Schlehmaier ist eher schüchtern. Auf fremde Menschen zuzugehen, traut sie sich nicht. Ganz anders ist das bei Tieren. Zweimal in der Woche besucht sie das Tierheim Arche Noah in Graz und streichelt die dort untergebrachten Katzen. „Damit die Katzen ihre Scheu ablegen und wieder eine Familie finden.“ Sie beteiligt sich im Rahmen eines Angebotes der Lebenshilfe, bei der Menschen mit Behinderung als Freiwillige einen wertvollen Beitrag leisten.
Das Gefühl einsam zu sein, kennt die 44-Jährige gut, „speziell in der Weihnachtszeit“. Der Tod ihrer „Mama“ vor einigen Jahren war eine schwere Zeit. Fotos und Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse halfen ihr. Auch dank der Katzen fühlt sie sich besser. Sie suchen ihre Nähe, ohne Bedingung. „Die Katzen sind das Beste für mich, damit das einsame Gefühl weggeht.“

Sattar Al Darraji hat keine Heimat, wie er selbst sagt. Vor fünf Jahren flüchtete er mit seiner Familie aus dem Irak. Noch gibt es keinen positiven Asyl-Bescheid und keine Arbeits-Erlaubnis. Obwohl die Familie mit offenen Armen in Lieboch aufgenommen wurde, verspürt er Einsamkeit. „Es ist hart zu sehen, wenn sich andere Familien ein Leben aufbauen können.“ Er aber hängt immer noch in der Luft.
Doch statt dazusitzen, zu warten und zu verzweifeln, engagiert sich der 56-Jährige: Er spielt Fußball, ist Schülerlotse und betreut Menschen mit Behinderung. Mit der Ausbildung zum Behinderten-Betreuer will er beginnen, sobald er einen positiven Asyl-Bescheid hat. Sein Rezept gegen negative Gedanken: „Man muss positiv bleiben, den Kontakt zu Menschen suchen und pflegen. Einsamkeit ist für niemanden gut.“  

Alina Babajic vermisst ihre Freunde. „Manchmal bin ich traurig, weil meine Freunde nicht zum Spielen kommen können.“ Dass die Sechsjährige aufgrund der Corona-Bestimmungen zuhause bleiben muss und ihre Freunde nicht treffen kann, versteht sie. Dennoch hofft sie, „dass Corona bald vorbei ist, die Masken ab und die Menschen wieder normal sind“. Doch das Mädchen ist erfinderisch: „Mit meiner besten Freundin tratsche ich vom Balkon aus. Sie ist meine Nachbarin. Wir verabreden uns jeden Tag auf den Balkonen und zeigen uns Spielsachen. Das ist sehr lustig.“
Am wichtigsten sind für sie aber die Eltern: „Die sind immer für mich da.“ Das Mädchen ist seit ein paar Wochen eine stolze große Schwester: „Mir geht’s eigentlich gut, weil ich nicht alleine bin.“