Vor knapp vier Jahren ist die steirische SPÖ von Graz-Eggenberg in ihre neue Zentrale in die Metahofgasse im Bezirk Lend gezogen. Näher zur Mitte – so hätte Landeschef Anton Lang die Bundespartei auch politisch gerne verortet. Doch der stramme Linkskurs von Andreas Babler ließ die Roten auch in der Steiermark in nie gekannte Tiefen stürzen. 18,6 Prozent (laut Hochrechnung 19 Uhr) bedeutet zwischen Mur und Enns einen Negativrekord bei Nationalratswahlen. Mit steinerner Miene nehmen Spitzenkandidat Jörg Leichtfried und Co. in der Parteizentrale die bereits befürchteten Hiobsbotschaften am TV-Schirm zur Kenntnis. Nach einigen Minuten ergreift der Brucker das Mikrofon und durchbricht die Sprachlosigkeit.
„Dieses Ergebnis ist für uns enttäuschend, unter unseren Erwartungen geblieben. Die Regierung ist abgestraft worden und wir konnten davon nicht profitieren“, teilt er den Genossinnen und Genossen mit und fügt gleich hinzu: „An euch ist es nicht gelegen“. Aber woran dann? Der Leobener Gewerkschafter Franz Jantscher, Dritter auf der Landesliste, flüchtet sich in altbekannte Floskeln: „Wir haben es nicht geschafft, dass uns Menschen zutrauen, dass wir die richtigen Lösungen haben.“ Zu wenig kantig sei man etwa beim Thema Migration und Asyl gewesen. Eine neuerliche Debatte um die Parteiführung will er aber ebenso wenig anzetteln wie andere Funktionäre im Raum. Nur Landesrätin Ursula Lackner, sie sitzt auch im SPÖ-Bundesparteivorstand, meint: „Bei so einem Ergebnis wird es natürlich Diskussionen geben.“ Man sollte jetzt in Verhandlungen die Schnittmengen mit der ÖVP und einem möglichen weiteren Partner suchen und in eine Koalition gehen, empfiehlt Lackner.
Reaktion Anton Lang
Lichtblick Graz
Ihre Regierungskollegin Doris Kampus aktualisiert unterdessen laufend ihren Handy-Bildschirm. Mit jedem Mal wird das Graz-Ergebnis besser – und als die SPÖ in der Landeshauptstadt in Führung geht, kann auch die Chefin der Stadtpartei von endlich einem „Lichtblick“ an diesem dunklen Tag sprechen. Ein zweites Grundmandat im Wahlkreis 6A scheint zu diesem Zeitpunkt möglich, damit wäre neben Verena Nussbaum auch Karin Greiner wieder im Parlament. „An den Themen ist es sicher nicht gelegen“, rätselt auch Nussbaum über die Gründe für den Absturz. Und wieder kommt der Verweis auf die „Gremien“ – die müssten jetzt entscheiden, wie es in der Bundespartei weitergeht.
Ihre Wahl bereits hinter sich hat EU-Parlamentarierin Elisabeth Grossmann. Für die Weststeirerin kommt das rote Desaster nicht überraschend: „Dieses Ergebnis lag im Rahmen des Erwartbaren“. Die Personaldiskussion und die nach außen demonstrierte „Nicht-Geschlossenheit“ der Partei habe dazu geführt, dass Andreas Babler das Ruder in der kurzen Zeit nicht mehr herumreißen hätte können. „Jetzt ist wichtig, dass wieder Ruhe einkehrt.“ Womöglich liegt sie mit dieser Hoffnung falsch.