"Am Start bin ich stark und meine Fahrlage kann sich sehen lassen“, verrät Madeleine Egle ihre Stärken. Aber: „Mir fehlt die nötige Konstanz und ab und zu machen mir gewisse Lenkpunkte Probleme. Ich bin mit meiner Größe von 1,85 in der Bahn nicht so aerodynamisch, dafür habe ich am Start viel bessere Hebel.“ Die Tirolerin ist eine Perfektionistin. Das demonstrierte Egle eindrucksvoll, als sie heuer beim Olympiatestrennen im neuen Eiskanal in Yanqing mit ihrem ersten Erfolg im Weltcup sowie dem ersten einer Österreicherin seit 1997 für eine Sensation sorgte. “Ich habe Zeit gebraucht, bis mir bewusst wurde, was mir gelungen ist“, erzählt Egle, die es kaum fassen konnte, rot-weiß-rote Rodelgeschichte geschrieben zu haben.

„Ich habe mir zuerst schwergetan, mir die neue Bahn zu erarbeiten. Ich bin der Typ, der Zeit benötigt, um sich auf Neues einzustellen“, verdeutlicht die 23-Jährige, die in der Vorbereitung ein intensives Programm abgespult hat. „Ich war im Vorfeld zwischendurch ziemlich fertig, weil das Training so viel Substanz gekostet hat“, gesteht die Wintersportlerin, die mit dem gesamten Team Videostudien penibel analysiert. „Man sieht sich Fehler an, aber auch das, was schnell war. Und man geht die Bahn im Vorfeld im Kopf durch, bevor man runterfährt. Bei uns spielt die Verinnerlichung eine wesentliche Rolle. Und das Herumtüfteln“, erklärt die Wirtschaftsstudentin, die mit den „harten“ Jungs bestens zurechtkommt. „Klar gibt es manchmal Zank, vor allem, wenn man selbst unter Strom steht oder Probleme mit der Linie hat. Kein guter Zeitpunkt, wenn genau da jemand seinen Senf dazugibt“, sagt die Team-Weltmeisterin schmunzelnd. Was im Rodelsport auch noch wichtig ist: „Ich habe einen eigenen Mentaltrainer und achte auf ausgewogene Ernährung, um das Bestmögliche herauszuholen.

"Rekord“ liegt bisher bei 133 km/h

Die Leidenschaft zum Rodelsport entdeckte Egle in der Volksschulzeit. „2007 war die WM in Igls, da durften alle einmal ran. Feuer und Flamme war ich aber erst, als mich eine Freundin mitgerissen hat. So hat sich alles entwickelt“, erzählt Egle, die den „Temporausch“ im Eiskanal liebt. „Das ist ein ganz eigenes Gefühl“, erklärt die Dame, deren „Rekord“ bisher bei 133 km/h liegt.

Beim Weltcup in Sotschi klassierte sich die größte Athletin des Feldes am Sonntag auf Rang fünf. Ex-Weltmeister Wolfgang Kindl raste im Sprint auf Rang drei und feierte drei Jahre nach seinem Sieg in Calgary seine Rückkehr auf dem Weltcuppodest. Die Doppelsitzer Yannick Müller/Armin Frauscher fuhren als Vierte knapp am Podest vorbei.