Sie haben Historisches geschafft und nach 26 Jahren wieder für Österreich eine WM-Medaille geholt. Schon realisiert?
BENJAMIN MAIER: Nein, noch nicht wirklich (lacht). Und es war sehr viel harte Arbeit, vor allem im Vorfeld, im Sommer, um das alles möglich zu machen. Vor Kurzem sind wir ja noch mit dem Zweier bei der WM gestürzt und jetzt Silber geholt zu haben, ist absolut genial.

Und vor allem war im Vorfeld gar nicht klar, ob Sie die Saison wirklich fahren werden. Jetzt WM-Silber und zwei Medaillen bei der EM. Wahnsinn, oder?
Ja, stimmt, vom dem her hätte es wirklich nicht besser laufen können. Wir sind natürlich unheimlich froh, dass alles aufgegangen ist. In den letzten zwei Jahren haben wir die Kehrseite erwischt, da ging nichts auf, vom dem her ist es umso schöner, dass alles so funktioniert hat, wie wir es uns erträumt haben.

WM-Gold ging wenig überraschend an Dominator Francesco Friedrich. Denkt man sich da nicht vor dem letzten Lauf, ein kleiner Hackler ginge schon?
(lacht) Man will es schon aus eigener Kraft schaffen, man wünscht ja niemanden, dass etwas passiert. Und so ehrlich muss man sein, Francesco ist uns im Augenblick einfach noch diese Nasenlänge voraus, doch wir haben gezeigt, dass wir immer näherrücken. Noch dazu fuhren wir auf seiner Heimbahn, aber ein bisschen fordern konnten wir ihn glaub ich schon. Er hat ja immens a Gaude mit uns und es taugt ihm ja auch, dass es bei uns so gut läuft.

Das nächste große Ziel können dann eigentlich nur die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking sein, oder?
Genau! Doch zuerst werden wir alles einmal realisieren und sacken lassen, uns ein paar Tage Auszeit gönnen und danach beginnen wir schon mit der gemeinsamen Planung für die kommende Saison.

Benjamin Maier im Blickpunkt:

Unfassbare 26 Jahre ist es her, als Österreich zuletzt eine WM-Medaille im Bobsport holte. Auch damals konnte das rot-weiß-rote Team den Rivalen aus Deutschland nicht knacken. Am Sonntag schaffte Benjamin Maier mit seiner Crew Danut Moldovan, Markus Sammer und Kristian Huber im Vierer-Bob Historisches. Das österreichische Quartett musste sich in Altenberg nur dem Dominator, dem zweifachen Olympiasieger sowie 13-fachen Weltmeister, Francesco Friedrich, geschlagen geben und krönte sich zum Vize-Weltmeister.

Das Kuriose an der Sache: Es stand auf Messers Schneide, ob der 26-Jährige diese Saison überhaupt absolvieren kann. Einerseits musste sich der Wintersportler permanent mit Verletzungen herumschlagen, andererseits fehlte es an finanziellen Mitteln. 65.000 Euro hat der Tiroler vor der Saison benötigt und im Normalfall würden Sponsoren einen Teil der Kosten abdecken. Wäre da nicht Spielverderber Corona. Aufgrund der Pandemie ging nämlich so gut wie nichts. Doch da der Perfektionist bereits 40.000 Euro hineingebuttert hat, setzte er alle Hebel in Bewegung um die restlichen 25.000 aufzutreiben. Ansonsten wäre das Investierte umsonst gewesen.

Was macht sein mit Abstand größter Konkurrent in der Eisbahn oder wie ihn Bobpiloten nennen „der Mann, von einem anderen Planeten“, Francesco Friedrich? Nachdem Maier ein Crowdfunding startete, fackelte der Deutsche nicht lange und griff dem zweifachen EM-Medaillengewinner von 2021 unter die Arme. Der Aufkleber des Bob-Stars (,Bobteam Friedrich‘) pickt nun auf Maiers Bob. Was er wirklich davon hat, ist die Frage, doch soll jetzt noch jemand sagen, dass es im Leistungssport nur rein um Rivalität geht.