Sich in einer Randsportart zu etablieren, ist so eine Sache, insbesondere, wenn den Athleten die nötigen Schauplätze fehlen. Der Streckenbau der Boardercrosser verlangt freilich ein gewisses Ausmaß. Das spiegelt sich klarerweise in enormen Kosten wider. Ungeachtet dessen avanciert ein Österreicher zum wahren Überflieger. Alessandro Hämmerle schnappte sich zum dritten Mal in Serie den Gesamtweltcup, holte heuer drei seiner insgesamt zwölf Weltcupsiege und kürte sich zum Vizeweltmeister: „Es ist alles aufgegangen und das macht diese Saison speziell erfolgreich.“

Coronabedingt mussten die Wintersportler zittern, ob die Saison überhaupt in Szene gehen kann. „Wir hatten im Dezember kein einziges Rennen, alles wurde der Reihe nach abgesagt. Das war eine immens unangenehme Zeit, da man es in einer Randsportart generell schwerer hat. Manchmal kommt einem der Gedanke, wieso man diesen Aufwand betreibt“, erklärt der Heeressportler, der von einer Sache überzeugt ist. „In einem Crosser muss auch ein Freak stecken.“

Zwischen Höhenflügen und Tiefschlägen

2010 feierte Hämmerle sein Debüt im Weltcup. Seine bisherige Karriere ist geprägt von Höhenflügen, aber auch Tiefschlägen. Denn als sein Bruder Michael in der Saison 2013/14 aufgrund einer Verletzung seine Laufbahn beenden musste, fühlte sich der Vorarlberger in gewisser Hinsicht „alleingelassen. Die Saison war zum Vergessen. Dazu kam, dass sich unser damaliger Teamleader Markus Schairer verletzt hat und ich mich dann auch noch, weil der Kopf halt irgendwo war“, sagt Hämmerle. Diesen Tiefpunkt ließ er rasch hinter sich. Eine Saison später überraschte er mit seinem Triumph beim Heimweltcup und sein Siegeszug nahm seinen Lauf.

Der 27-Jährige, der die körperliche Fitness im Snowboardcross als Grundbaustein bezeichnet, hält seine Fans auf den Social-Media-Kanälen auf dem Laufenden. Er selbst liebt den direkten Kampf Mann gegen Mann und hat ab sofort nur ein Ziel vor Augen: Olympia 2022 in Peking. Aktuell kämpft Hämmerle allerdings mit Rückenproblemen. „Man will vom Körper kein Limit gesetzt bekommen. Und nur wenn du fit bist, hast du am Brett die Möglichkeit, alles zu tun. Verletzungsprophylaxe spielt eine große Rolle, schon aufgrund der Zusammenstöße und Gruppenstürze. Bei uns gibt es Szenarien ohne Ende. Die Strategie dahinter macht viel aus“, erklärt der amtierende Staatsmeister, der den Teamspirit lebt, „denn nur gemeinsam kann man den Sport wieder größer machen. Jedem helfen Tipps und Tricks und es ist förderlich fürs Teamklima.“

"Wer wusste, dass ich um die große Kugel fahre?"

Die mediale Präsenz der Crosser ist aufgrund der zahlreichen Erfolgsmeldungen definitiv ausbaufähig, wobei Hämmerle durchsickern lässt, dass die Tendenz nach oben zeigt. „Es kommt immer darauf an, was den Leuten präsentiert wird. Der Durchschnittsösterreicher weiß nicht, dass ich letzte Woche beim Weltcupfinale um die große Kugel gefahren bin, denn woher erfährt er es? Jedes Skirennen wird auf ORF 1 gezeigt, bei uns eine WM und ein Heimrennen. Und so ehrlich muss man sein: Je öfter man gesehen wird, desto öfter werden die Zuseher sagen: ,Das ist cool, das schaue ich mir vielleicht wieder an.‘“

Sein Spitzname „Izzi“ stammt übrigens vom Lied „Itsy Bitsy Teenie Weenie“ und ist ihm seit seinem zweiten Lebensjahr geblieben.