Bei frostigen Temperaturen hoben Österreichs Skisprung-Damen mit der Qualifikation für den heutigen Weltcup-Auftakt im russischen Nischnij Tagil in die neue Saison ab. Das Ziel der heimischen Weitenjägerinnen liegt auf der Hand: Der Konkurrenz so kräftig wie möglich einzuheizen. Auch, wenn ÖSV-Cheftrainer Harald Rodlauer in seiner gewohnten Zurückhaltung auf die Euphoriebremse tritt: "Seit dem Sommer-Grand-Prix in Klingenthal haben wir die Konkurrenz nicht mehr gesehen. Die werden sich auch nochmals ordentlich ins Zeug gelegt haben. Vor allem die Sloweninnen und Japanerinnen verfügen über extrem starke Teams. Aber das ist auch gut so, weil dann werden auch wir nicht dazu verführt, uns zurückzulehnen."

In der vergangenen Saison konnten die ÖSV-Adlerinnen zum zweiten Mal in Folge den Nationencup erobern, auch heuer will man am Ende ganz oben stehen. Obwohl, Rodlauer hat auf seiner persönlichen Wunschliste auch den erstmaligen Gewinn des Gesamtweltcups stehen. "Zweimal waren wir schon ganz knapp dran. Es wäre toll, würde es heuer funktionieren. Doch dafür muss alles passen. Man darf nie einen schlechten Tag erwischen, nie verletzt sein oder an Covid erkranken. Im Nationencup ist es hingegen keine Tragödie, wenn die Mannschaft einmal komplett auslässt."

Kramer mit größtem Potenzial

Laut dem 55-jährigen Steirer hat Sara Marita Kramer, die im Vorjahr beide Bewerbe in Nischnij Tagil gewinnen konnte, das größte Potenzial in der Mannschaft, um ihm seinen Wunsch zu erfüllen. "Sie hat sich bereits im Sommer sehr stark präsentiert und weiß, dass jetzt viele auf sie schauen. Doch sie muss einfach versuchen, bei sich zu bleiben." Dass die 20-jährige, gebürtige Niederländerin heuer im Frühjahr bei der WM in Oberstdorf sicher geglaubtes Einzel-Gold noch aus der Hand gegeben hatte, ortet Rodlauer nicht in einem durchlässigen Nervenkostüm: "Vor der WM die Disqualifikation in Hinzenbach und der Covid-Wahnsinn in Rasnov - das waren Situationen, die sie noch nicht gekannt hatte und mit denen man nur schwer umgehen kann. Und am Ende hätte Sara dann noch beinahe den Gesamtweltcup geholt."

Kramer selbst ist auf alle Fälle bereit für die Olympiasaison: "Ich war im Training teilweise schon auf einem sehr hohen Niveau. Gesundheitlich geht's mir sehr gut, insofern ist die Vorfreude jetzt riesengroß. Ich bin schon richtig heiß auf den heutigen Auftakt", sagt die Salzburgerin. Ebenfalls in Russland dabei ist Daniela Iraschko-Stolz: "Toll, dass wir heuer schon so früh den Saisonstart haben. In der Vorbereitung hatte ich leider wieder einmal Probleme mit dem Knie. Aber zuletzt im Herbst hat das Training schon wieder sehr gut funktioniert. Ich brauche aber sicher noch ein paar Sprünge, um in die Megaform zu finden."

Und was sagt Rodlauer über die Grande Dame im Skisprungsport? "Sie ist schon wieder ganz gut drauf. Aber die Dani ist die Dani - sie kann sich im Wettkampf extrem steigern. Auch, wenn sie trotz all ihrer Routine vor einem nach wie vor nervös ist. Aber das braucht sie, so wie das Team sie nach wie vor braucht. Denn sie ist noch immer ein Zugpferd für die Mannschaft."