Die wichtigste Frage vorweg: Nachdem Sie die gesamte Vorsaison der Rücken geplagt hat, wie geht es Ihnen körperlich?
STEFAN KRAFT: Ich bin sehr zufrieden. Ich habe noch einige Therapien gemacht und das Training ein wenig umgestellt. Aber ich bin jetzt absolut schmerzfrei. Und wenn ich brav meine Übungen mache, sollte das auch so bleiben.

Können Sie mittlerweile sagen, was Ihnen genau fehlt?
Nicht wirklich, es ist prinzipiell eine muskuläre Dysbalance, die ich aber mittlerweile ausgleichen konnte. Aber wie gesagt - ich muss dahinter bleiben. Vor allem jetzt, wenn mit der neuen Saison auch wieder das viele Reisen und die vielen Sprünge dazukommen.

Bei Ihrem Zimmerkollegen Michael Hayböck haben Übungen nicht mehr gereicht, er musste seinen Bandscheibenvorfall operieren lassen.
Ja, den hat es leider ordentlich erwischt. Aber mittlerweile geht es ihm schon wieder viel besser und vielleicht kann er noch im Dezember wieder zurückkehren. Bis dahin teile ich mir das Zimmer mit Daniel Huber. Das passt auch sehr gut, weil wir uns schon eine Ewigkeit kennen.

Haben Sie in der Vorbereitung etwas gegenüber den vergangenen Jahren geändert?
Eigentlich nicht. Außer dass ich erst im Juli und damit drei Wochen später mit dem Sprungtraining begonnen habe, weil ich mir einen Zehen schwer beleidigt habe. Den hab ich mir im Training umgebogen und dabei die Kapsel verletzt. Außerdem ist noch ein Knochenmarksödem drinnen - aber es geht schon.

Aber prinzipiell können Sie mit einem guten Gefühl in die neue Saison starten?
Definitiv. Ich habe im Sommer viel getestet und auf dem Materialsektor meine sieben Sachen beisammen. Springerisch lief es im Sommer sehr gut, zuletzt etwas weniger toll. Es ist ein bisschen ein Auf und Ab. Das beunruhigt mich aber nicht. Wenn ich beim Saisonstart in den Top 15 lande, bin ich schon sehr zufrieden.

Sie sind jetzt 28 Jahre alt und haben bereits viele Erfolge gefeiert. Was treibt sich nach wie vor an?
Da gibt es viele Dinge. Das Herumreisen, die Wettkämpfe, die Herausforderungen und der Spaß an der Sache, den ich nach wie vor habe.

Allerdings wird der Spaß zuletzt durch die Pandemie etwas getrübt, oder?
Ja, leider. Ich hätte nicht gedacht, dass die Zahlen nochmals so in die Höhe schießen werden und ich hoffe, dass wir in der heurigen Saison wieder vor Fans springen können. Das war im Vorjahr schon traurig und schwierig. Wir müssen auf alle Fälle aufpassen und die Kontakte so gut es geht minimieren, damit es uns nicht noch einmal wie zu Beginn der letzten Saison voll erwischt und quasi das gesamte Team aufgrund von Corona ausfällt.

Sind Sie geimpft? Und wenn ja, seit wann?
Ich habe mich bereits im Sommer impfen lassen und bin ein Befürworter. Meine Freundin ist Krankenschwester und ich war einmal bei ihr im Krankenhaus. Nachdem ich gesehen habe, was auf einer Covid-Station abgeht, hab ich hinsichtlich Impfen nicht lange überlegt.

Das Highlight der Saison ist Olympia in Peking. Mit den Spielen haben Sie noch eine Rechnung offen, hat es da doch noch nie für eine Medaille gereicht.
Wir brauchen nicht um den heißen Brei herumreden - eine Medaille ist natürlich das große Ziel. Und ich habe zuletzt immer wieder bewiesen, dass ich gerade bei Großereignissen sehr oft meine Topform abrufen kann. Vielleicht, weil man bei Großveranstaltungen nochmals einen anderen Adrenalinschub bekommt. Auf den Schanzen in Peking bin ich allerdings noch nie gesprungen. Aber sie schauen toll aus - man hat das Gefühl, als würde man in ein Fußballstadion hineinspringen. Ich freue mich auf alle Fälle schon sehr darauf!