Drei Wochen waren Sie im Norden von Finnland trainieren, nun ist es in Ruka mit dem Weltcup losgegangen. Wie geht es im kalten Finnland?
Teresa Stadlober: Danke gut, alles fit. Es war ein bisschen finster in letzter Zeit, drei Wochen haben wir die Sonne nicht wirklich gesehen. Aber jetzt sind wir fast eine Woche in Ruka und da kommt sie ein wenig heraus. Das tut auch gut.

Durch die drei Wochen in Lappland sind Sie der zweiten Corona-Welle in der Heimat gut entkommen?
Hier oben gibt es ganz wenig Fälle. Die Finnen haben sehr wenig Regeln, aber Empfehlungen und die werden eingehalten. Zudem ist das Land sehr dünn besiedelt und da wo wir im Training waren, sind wirklich nicht viele Leute. Wie ich heroben gehört habe, dass meine Eltern und auch Freunde positiv getestet wurden, ist der Virus in meiner Wahrnehmung schon nähergekommen. Da war ich froh, dass ich hier heroben bin.

Haben Sie besonders oft zum Handy gegriffen?
Da mein Papa auch mein Trainer ist, hören wir uns ohnehin sehr regelmäßig. Aber ich war schon froh, dass es sie nicht so wild erwischt hat und sie nur leichte Symptome hatten. Sie haben mir immer gesagt, dass es ihnen gut geht und das hat es für mich dann auch leichter gemacht, weit weg zu sein. Im ersten Lockdown und auch im Sommer habe ich eigentlich niemanden gekannt, der Corona hatte. Ich habe schon sehr aufgepasst, aber es war gefühlt doch weiter weg. Aber ich habe nun auch Freunde in meinem Alter, die es richtig wild erwischt hat – brutal.

Sie wollten eigentlich zwischendurch wieder nach Hause fliegen?
Es war nach den ersten zwei Wochen geplant, weil vier Wochen hier oben zu sein, schon auch hart ist. Man ist es einfach auch nicht gewohnt, dass es so viel finster ist. Es ist maximal ein paar Stunden hell. Aber ich bin so dem ganzen zu Hause sehr gut entkommen.

Im Weltcup gelten genaue Regeln. Bestimmt die FIS den Ablauf?
Die FIS hat die Verantwortung an die Organisatoren abgegeben und daher müssen wir uns an die länderspezifischen Regeln halten. Wir sind vom Training nach Ruka gefahren und hier wurde eine Drive-In-Teststation aufgebaut, wo wir getestet wurden. Bis zum Ergebnis mussten wir in den Apartments warten. Da hat aber schon das Essen zum Aufwärmen im Kühlschrank gewartet (lacht). Wenn der Schnelltest negativ ist, kann man sich frei bewegen, sonst folgt ein PSC-Test. Bei uns waren Gott sei Dank alle negativ.

Sie fühlen sich sicher?
Ja, es ist hier außerdem nicht viel los. Ruka ist zwar ein Wintersportort mit vielen Freestyle, aber wir sind nur in den Apartments und gehen ins Hotel essen. Da sind auch nur Langläufer und Betreuer, die getestet wurden.

Welches Gefühl haben Sie kurz vor dem Auftakt?
Ich freue mich schon sehr. Der Sommer und die Vorbereitungszeit sind immer so lang und der Winter recht kurz. Ich habe den letzten noch in Erinnerung, weil er so abrupt geendet hat, aber ich freue mich schon sehr, dass wir in Ruka starten und hoffen, dass es mit vielen Rennen weitergeht.

Wer werden neben Teresa Stadlober die großen Stars des Langlaufwinters?
Schauen wir einmal – in Ruka glaube ich das noch nicht (lacht). Generell sind Therese Johaug, Frida Karlsson oder Ebba Andersson die, die um den Sieg mitlaufen. Die schwedische Mannschaft ist aber in Summe auch sehr gut drauf. Sie haben junge Mädels, die in den letzten Jahren sehr gut geworden sind. Auch die Russinnen darf man nicht vergessen. Gegen sie bin ich in Muonio ein Testrennen gelaufen und die sind richtig stark. Es wird spannend.

In der Vorsaison war die Tour de Ski das Ziel, weil es kein Großereignis gab. In dieser Saison ist eine WM geplant. Wie plant man eine Saison voller Ungewissheit?
Das große Ziel ist die WM und so haben wir auch die Trainingsplanung gestaltet. Mein Ziel ist es jetzt nicht, schon in Ruka ganz vorne zu laufen. Denn egal wie gut die Form ist, man kann sie nicht über die ganze Saison halten. Mein Plan ist es mit den ersten Rennen noch besser in Form zu kommen, und dann Ende Februar, Anfang März in Topform sein.

Werden Sie die Tour de Ski rund um den Jahreswechsel trotzdem laufen?
Wenn die Saison wie geplant stattfindet, möchte ich sie laufen. Die habe ich immer im Plan gehabt. Sie taugt mir einfach und die Rennen liegen mir. Ich denke, dass dann auch immer noch genug "Spazi" zwischen der Tour und der WM ist, um sich gut zu erholen. Ich möchte im Dezember alles laufen und dann vielleicht im Jänner ein bisschen herausnehmen. Man muss in dieser Saison flexibel sein und schauen, was auf uns zukommt.

Worin lag der Fokus im Training?
Im klassischen Laufen und normalem Laufen. Generell wollte ich nach meiner Verletzung im Vorjahr meine Beinkraft wieder stärken. Natürlich habe ich auch die Umfänge hochhalten. Ich habe im Herbst heuer schon früher mit den intensiven Einheiten begonnen – fad ist mir nicht gewesen, es war wieder einiges los.

War es stressig?
Nein. Training und Regeneration gemeinsam machen es aus. Man kann nicht immer nur "eini fanatln", sondern man muss dem Körper auch Zeit geben, das zu verarbeiten. Andere Sachen zu machen war heuer zwar ein wenig schwierig, aber es gab Urlaub in der Heimat und der war auch schön.

Im Langlaufweltcup ist es üblich, dass Damen und Herren gemeinsam laufen. Profitiert man da, oder steht man im Schatten?
Ich finde, dass man gegenseitig sehr profitiert und man sieht, dass die Damen auch dieselben Strecken laufen können wie die Herren (lacht). Mir taugt‘s, mit den Herren unterwegs zu sein. Wir sehen uns ja eigentlich nur am offiziellen und gemeinsamen Trainingstag und da geht es auf Rund oft richtig zu. Da sieht man, wenn manche schnelle Einheiten haben, kommt aber auch zum Reden und kann sich was abschauen. Gerade in Ruka bei der schwierigen Sprintrunde – ich bin ja generell keine Sprinterin -, wenn man da sieht, wie Federico Pellegrino oder Johannes Klæbo laufen, ist es auch beeindruckend. Da wir an Renntagen meistens früher starten, sehen wir uns dann kaum. Erst wenn wir mit den Rennen sind und beim Gehen sind, fangen die Herren erst an.

Heuer ist erstmals eine Physiotherapeutin mit Ihnen unterwegs. Ein weiterer Schritt in Richtung Weltspitze?
Es muss nicht nur die Form, sondern auch das Umfeld stimmen. Wir haben im März bei Teresa (Anm. Ex-Langläuferin Theresa Rindler aus Gröbing) angefragt, ob sie das machen möchte und das passt recht gut.

Wie sieht es generell mit ÖSV-Läufern im Weltcup aus?
In Ruka ist Lisa Unterweger schon dabei und das ist schon fein. Allein ist es halb so lustig und es ist auch eine ganz andere Stimmung. Die anderen aus der Fördergruppe II laufen noch Testrennen und im Continentalcup. Wenn da die Ergebnisse passen, werden ein paar in Davos (Anm.) einsteigen. Die meisten konzentrieren sich auf die Sprints. Aber es kommt eben auf die Ergebnisse an und dann wird entschieden, wer fährt. Ich würde mir wünschen, dass wir eine größere Mannschaft wären, das ist dann auch für mich noch mehr Motivation und ich würde es auch den Jungen sehr vergönnen.