Die mannschaftliche Geschlossenheit der ÖSV-Kombinierer war auch am zweiten Wettkampftag beim Heimweltcup in der Ramsau aller Ehren wert. Sechs Österreicher landeten unter den besten 15. Das „verdiente Weihnachtsgeschenk“, wie es Cheftrainer Christoph Bieler nennt, in Form einer Podestplatzierung blieb aber aus. Stefan Rettenegger, der in aussichtsreicher Position wie am Freitag stürzte, war als bester Österreicher Fünfter. „Ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll“, erklärte Rettenegger. Denn grundsätzlich geht es zwar in die richtige Richtung, nachdem der Pongauer in Ruka und Lillehammer noch an den Folgen einer starken Verkühlung zu knabbern hatte. Die Verärgerung, zwei Mal im Kampf um die Podestplätze zu stürzen, ist spürbar. „Das wünsche ich mir nicht“, sagt der 22-Jährige.

„Podeste sind nicht möglich im Moment, es sind bessere da“, ist Johannes Lamparter (9.) beinhart. Liefert aber auch eine Erklärung: „Es ist physikalisch nicht möglich, mir gehen zwei Monate Training im September und Oktober ab.“ Würde er jetzt einfach um den Sieg mitkämpfen können, „würde ich hinterfragen, warum ich in den Jahren davor, als es funktioniert hat, das ganze Jahr trainiert habe“. Der Tiroler weiß, dass von ihm Podestplätze erwartet werden. „Das muss passieren, momentan sind wir noch weit davon entfernt. Im Vorjahr sind sie am Stück dahergekommen, heuer noch nicht. Mit dieser Vorbereitung ist das aber erklärbar.“

Martin Fritz (8.) war „sehr zufrieden“. Als zweitbester Springer ist er in die Loipe. „Auf einer anderen Schanze, wenn die sehr guten Läufer nicht 20, sondern 50 Sekunden hinten sind, schaut das noch besser aus“, sagt er. Franz-Josef Rehrl (10.) hat am Samstag ein „versöhnliches Langlaufrennen“ erlebt, nachdem der Freitag „ein Reinfall und eine Katastrophe“ war.

„Es fehlt an einigen Fronten“

ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher, selbst erfolgreicher Kombinierer, sah eine kompakte Mannschaft, erklärt angesichts fehlender Podestplatzierungen aber auch: „Das war nicht das, was wirklich zufriedenstellend ist. Es fehlen uns hinten raus im Kampf um die Podestplätze die letzten Körner.“ Im ÖSV ist das freilich Thema, während im Vorjahr die Podestplätze nämlich der Reihe nach eingefahren wurden, sind die Österreicher heuer noch nicht vom Erfolg verwöhnt. In sechs Wettkämpfen kombinierte sich Johannes Lamparter nur einmal auf den dritten Rang. „Selbstverständlich wird das diskutiert. Wir arbeiten ja, um am Podest zu landen“, sagt Stecher. Viel, sagt Stecher, würde eben nicht fehlen. „Und wenn man so kompakt auftritt wie hier in der Ramsau, dann muss man auch anerkennen, dass gut gearbeitet wird.“

„Es fehlt einfach an einigen Fronten“, analysierte Bieler. Vor allem bei den „Zugpferden“ Lamparter und Stefan Rettenegger, die im Vorjahr für alle 27 ÖSV-Podestplätze verantwortlich waren und in der Ramsau 2023 für den großen Erfolg gesorgt haben. Verwunderlich wäre das aber nicht, beide sind nicht fit in die Saison gegangen. Lamparter fühlte sich auch in der Ramsau körperlich nicht fit. Dass nach dem Weltcup in der Ramsau jetzt eine lange wettkampffreie Zeit ansteht – der nächste Weltcup steht erst am 18. Jänner in Schonach an – kommt den Österreichern jedenfalls gelegen. „Wir werden an der Basis arbeiten“, erklärt Bieler. „Damit wir dann spätestens in Seefeld die Erfolge feiern, die wir uns für die Ramsau erhofft haben.“ Trainiert wird in der wettkampffreien Zeit gemeinsam. „Es ist nur eine Frage der Zeit, dass wir wieder auf dem Podium landen“, sagt Bieler. Das wäre wichtig, denn ganz ohne Selbstvertrauen – in Form von Podestplätzen – wird es auch bei der Weltmeisterschaft in Trondheim schwierig, Bestleistungen zu bringen. Lamparter wäre 2021 in Oberstdorf zwar ohne Weltcupsieg Doppelweltmeister geworden. Aber: „Es ist einfacher, wenn man weiß, dass es leicht von der Hand geht und ich nichts verändern muss.“ Bieler ist sich sicher: „Wenn die Podestplätze kommen, dann wird das etwas Befreiendes haben.“