Die Tage der Verunsicherung, Zweifel und Enttäuschungen sollen der Vergangenheit angehören. "Das, was war, das war. Ich blicke positiv voraus", sagte Katharina Liensberger bei ihrem ersten öffentlichen Medienauftritt anlässlich der Ski-WM in Méribel/Courchevel am Montag. Die Vorarlbergerin zog in den vergangenen Tagen mit Unterstützung des Ski- und Mentalexperten Mathias Berthold einen Schlussstrich unter das verkorkste Kurzengagement von Trainer Livio Magoni.

Sie könne jedenfalls mit neuer Leichtigkeit in die WM gehen, meinte Liensberger, die in Méribel als zweifache Titelverteidigerin im Parallelbewerb (Mittwoch) und Slalom (Samstag) antritt. Beginnend mit dem Teambewerb am Dienstag warten auf sie nun vier – zählt man die Parallel-Quali mit, fünf – Rennen binnen fünf Tagen.

Zwei Vorarlberger unter sich

Schon bevor Liensberger in Frankreich eingetroffen war, hatte sie mit einem Neuzugang in ihrem Betreuerteam für Schlagzeilen gesorgt. Die erst kurze Zusammenarbeit mit dem früheren ÖSV-Männer-Chefcoach Berthold, der sich nunmehr auf die mentale Arbeit mit Athleten und Teams spezialisiert hat, hat es Liensberger angetan. "Er hat mich beim Videoschauen unterstützt, beim Vorbereiten auf den Trainingsalltag. Wir haben Key Points ausgearbeitet." Die emotionale Wärme und sprachliche Klarheit, die Liensberger offensichtlich unter Magoni vermisst hat, dürfte ihr Berthold bieten können. "Er bringt mir eine gewisse Harmonie und Sicherheit. Und er spricht als Vorarlberger relativ gleich wie ich", sagte Liensberger und lachte.

Berthold ist während der WM auch für Liensberger vor Ort. Eine weitere gemeinsame Zukunft ist Gegenstand von Diskussionen. "Es wäre wünschenswert, wenn es eine längere Zusammenarbeit gibt. Momentan ist es aber auf die Ski-WM beschränkt", sagte Liensberger. Berthold, der von 2010 bis 2014 Österreichs Männer coachte und zuletzt als Teambuilder im Fußball (Sturm Graz) fungierte, kannte die Sportlerin bereits "ein Stück weit" über dessen Bruder Alexander. Dieser habe sie in der Skihauptschule und im Vorarlberger Landeskader "betreut und weiterentwickelt".

Obwohl Berthold in der WM-Vorbereitung in Pozza di Fassa auch auf der Piste stand, sei der 57-Jährige keineswegs der Nachfolger von Magoni, betonte die ÖSV-Führung. Thomas Trinker, der Rennsportleiter Frauen, erklärte, dass Berthold nicht das Training gestalten oder Läufe setzen werde. "Die Trainer sind wir."

"Mir macht Skifahren Freude und das spüre ich auch"

Die Gefühlsskifahrerin arbeitet indes mit neuer Freude an ihren sportlichen Zielen. "Das Wichtigste ist, dass ich Spaß und Freude habe. Und wirklich das innere Feuer spüre mit voller Begeisterung. Mir macht Skifahren Freude und das spüre ich auch."

Bleibt abzuwarten, zu welchen Ergebnissen sie die neue Begeisterung kurzfristig treiben kann. Im Weltcup fuhr die Doppelweltmeisterin von 2021 in dieser Saison noch nicht auf das Podest. "Das Gefühl, das ich vor zwei Jahren in Cortina gespürt habe, hat sich wie Fliegen angefühlt. Natürlich will ich da wieder zurückfinden."

Beim Medientermin trat sie in den goldfarbenen Glücksschuhen von damals auf. Euphorie sieht Liensberger aber vor ihren WM-Aufgaben nicht angebracht. "Vor dem Abheben am Boden bleiben."