Manchmal wird sie noch eingeholt von den störenden laufenden Bildern, aber dann schaltet sie schnell einige Gänge hoch. Und so fährt Cornelia Hütter ihnen immer öfter davon, diesen lästigen Kopfkinotagen. Dann kommt es zu einem Filmriss, der sie aufbricht, die Barriere. Am Sonntag löste sich die steirische Skirennläuferin von diesen Fragmenten der den Fortschritt hemmenden Erinnerungen an die zahlreichen Rückschläge.

Der – ex aequo mit Federica Brignone errungene – Sieg beim Super-G in Garmisch kann wie ein endgültiger Befreiungsschlag wirken, vor allem auch mit dem Blick auf die in Windeseile nahenden Olympischen Spiele.
„Ich habe halt probiert, es nach diesen vielen Verletzungen mit Abstand zu betrachten und meine Gedanken zu sortieren. Man muss sich selbst stützen“, erzählte die 29-Jährige nach ihrem dritten Weltcuperfolg, dem ersten seit Dezember 2017.

„Ist es das noch wert, bin ich bereit, es zu riskieren, oder lässt du es bleiben?“ Hütter ist nicht vertrocknet auf der langen Durststrecke, weil sie irgendwie immer wusste, noch voll im Saft zu stehen. Mit einer von Halbherzigkeit beeinflussten Entscheidung hätte sie ihre Pläne einfrieren können. „Mir geht es vom Knie her so gut, dass ich keine Schmerzen habe. Dann habe ich mir gedacht, wenn ich Rennen fahre, dann g’scheit“, was sie im doppelten Sinn umsetzte, mit Kopf und Körper. Lange Zeit habe sie sich „schwergetan, zu fahren, was ich kann“. Mittlerweile gibt es viele Tage, an denen „es nicht mehr drin ist. Das ist schon ein cooles Gefühl“. Sie feierte nun ein grandioses Comeback, die bedingungslose Hingabe an den Rennlauf und den Wettbewerb.

Medaille muss das Ziel sein

Diese Devise gilt natürlich erst recht für die olympischen Ambitionen der Conny Hütter. „Ich bin heute echt gut Ski gefahren, das will ich dort auch zeigen. Eine Medaille muss das Ziel sein. Alle Österreicher wollen um eine Medaille fahren, Österreich ist eine Skination.“

Die Tage bis zur Abreise nach Peking verbringt die Kumbergerin zu Hause, in aller Ruhe kann sie – auch von Corona – Abstand gewinnen, um sich dem Großereignis zu nähern. „Ich war eigentlich immer schnell, aber was mir gefehlt hat, war die Konstanz. Ich habe oft viel Blödsinn gemacht, zu viel riskiert. Ich will jetzt vernünftiger fahren.“

In Abwesenheit einiger Top-Läuferinnen wie der verletzten Sofia Goggia sowie der schon nach China abgereisten Mikaela Shiffrin, Lara Gut-Behrami und Ragnhild Mowinckel vollbrachten die ÖSV-Läuferinnen eine großartige Teamleistung. Tamara Tippler sorgte nach Platz zwei in Cortina mit dem dritten Rang für die zehnte Podestplatzierung ihrer Karriere. Mirjam Puchner landete nur eine Hundertstel dahinter auf Rang vier und die Kärntnerin Nadine Fest komplettierte das Spitzen-Resultat im letzten Weltcuprennen vor den Spielen mit dem fünften Rang, ihrem bisher klar besten Karriere-Ergebnis.