Feig ist sie halt nie gewesen, sagt Christl Herbert-Staffner. Sie war mutig, entschlossen und wollte „mit jeder Faser meines Herzens Skirennläuferin sein“, erzählt sie. Dieser eiserne Wille eint die 80-jährige Kitzbühelerin und die Athleten von heute, die Jahr für Jahr auf der Kitzbüheler Streif für ein Spektakel sorgen. Bis 1961 haben auch Frauen an den Hahnenkammrennen teilgenommen. Damals wie heute schreibt jeder Athlet, der sich in Kitzbühel Skier anschnallt, seine eigene Heldengeschichte. Und bis vor 60 Jahren waren darunter eben auch viele Heldinnen.

Zu jener Zeit haben Frauen und Männer die Rennen gleichzeitig im selben Ort ausgetragen, die Streckenführung war in Kitzbühel aber unterschiedlich. „Wir haben die Männer nicht darum beneidet, so größenwahnsinnig waren wir nicht. Ich hätte ihre Strecke nicht fahren wollen“, sagt Herbert-Staffner und lacht. Die Damen sausten vom Seidlalmkopf in den Lärchenschuss, bei der Hausbergkante ging es Richtung Slalom- und dann in den Zielhang.

Bad Gastein übernahm Kitzbühel-Rennen

Das letzte Damen-Rennen auf der Streif im Jahr 1961 gewann Traudl Hecher, die Mutter von Elisabeth und Stephan Görgl. Danach wanderte das Rennen nach Bad Gastein. „Ich persönlich war traurig“, sagt Herbert-Staffner, „ich wollte mich noch beweisen auf der Streif.“ Einen Sieg hat sie in ihrem Heimatort nicht holen können. „Einmal hat es mich im Lärchenschuss unfassbar aufgehaut, bei der Einfahrt. Das war eine Enttäuschung.“ Enttäuscht war sie auch, als sie für die Winterspiele 1964 in Innsbruck nicht nominiert wurde. Danach beendete sie mit 24 Jahren ihre Karriere.

Christl Herbert-Staffner
Christl Herbert-Staffner © KSC

Schnell Ski zu fahren blieb ihre Hingabe. Ohne Rennanzug und mit Holzlatten beschleunigte sie 1964 in Cervinia am Fuße des Matterhorns auf knapp über 143 km/h und stellte einen Geschwindigkeitsrekord auf, der 17 Jahre lang gelten sollte. „Der ÖSV hat uns das damals verboten, aber nachdem ich aufgehört hatte, wollte ich das unbedingt probieren“, sagt sie. Später ging sie als Skilehrerin nach Aspen in die USA. Dort zog sie ihre Schwünge mit vielen Promis, unter anderem mit Robert Kennedy, dem Bruder von John F. Kennedy und einstigen US-Justizminister.

"Mein Gott, der Super-G gefällt mir"

Geändert hat sich freilich vieles. „Ich glaube, die Streif war damals den Verhältnissen entsprechend schwieriger als heute. Dafür ist heute das Tempo höher, viel schneller geht’s ja fast nicht mehr“, bewundert die 80-Jährige die heutigen Athleten. Spricht sie über die Gegenwart, schwärmt sie: „Mein Gott, der Super-G gefällt mir. Den hat es damals noch nicht gegeben.“ Nur allzu gern würde sie in Zeiten wie diesen Rennfahrerin sein. „Natürlich, den Athleten wird viel abverlangt. Aber das ist ja ein Traum schlechthin.“

So stark sich der Sport verändert hat, so viel ist auch geblieben. „Die Schneid, die muss man haben. Ein gewisses Draufgängertum auch. Die einen warten ab, die anderen drücken noch mehr an. Und die gewinnen dann. Das war damals auch so.“ Entschlossenheit ist immer noch das Um und Auf. Oder um es in den Worten von Christl Herbert-Staffner zu sagen: Feig darf man halt nicht sein.