Kitzbühel wird in dieser Woche anstatt großer Society-Festspiele Spitzensport pur erleben. Tummeln sich in der Hahnenkammwoche normalerweise die Promis, Stars und Sternchen bei der KitzRaceParty im VIP-Tempel im Zielgelände der Streif, auf der Weißwurstparty oder einem Charity-Dinner, so ist wegen der Corona-Pandemie sämtlicher Glanz und Glimmer gestrichen. Im Mittelpunkt stehen die Weltcup-Fahrer, am hellsten funkeln wird die Gewinner-Gams in der Hand seines Trägers.

Österreichs Speed-Ass Vincent Kriechmayr musste herzhaft lachen, als er am Dienstag nach den fehlenden VIPs, dem Kaviar und Champagner gefragt wurde. "Das wird ungewohnt sein. Normalerweise sind wir ja nur Statisten und zur Belustigung der Promis da." Nein, ganz so sei es natürlich nicht, fügte er gleich hinzu. "Es ist doch immer sehr schön gewesen, vor dem Publikum zu fahren." Die größten Stimmungsmacher sitzen normalerweise freilich aber ohnehin nicht auf der mächtigen Tribüne, sondern jubeln als Vollblutfans im Zielraum und entlang der Rennstrecke.

"Fans geben eine Extraportion Mut"

Und dieses Erlebnis wird Kriechmayr freilich vermissen. "Die Stimmung ist schon immer faszinierend und pushend, wenn am Start schon Hunderte Leute schreien und einen motivieren. Das gibt eine Extraportion Mut, weil du nicht versagen oder dich anschwitzen willst, sondern zeigen willst, dass du den Mut hast, engagiert runterzufahren." Sportlich ändere sich aber nichts, die Herausforderung bleibe die gleiche. Die Strecke sei so fordernd und - wenn man sich die Geschichte anschaue - sehr furchteinflößend. "Da wird man schon die nötige Spannung haben."

So ein ruhiges Kitzbühel jedenfalls ist für alle Neuland, die sonst den normalen Wahnsinn während der Hahnenkammwoche gewohnt sind, darin eintauchen oder auszuweichen versuchen. Auch für Kriechmayr ist das ein ungewohntes Gefühl. "Dass nichts los ist, ist auf alle Fälle schlecht. Die Streif lebt auch vom Publikum, von der Stimmung, von der Atmosphäre." Aber es sei trotzdem ein Privileg, dass die Skifahrer den Sport noch ausüben dürfen. "Wir sind froh, hier zu sein und dreimal runterfahren zu dürfen. Es sind drei Möglichkeiten, um vorne mitzufahren, das ist sehr positiv."

Keine Party-Meile für Profi-Sportler

Freilich falle das ganze Drumherum weg, aber wer die Skifahrer kenne, wisse, dass sie das ohnehin nicht so genießen können bei solch schwierigen Rennen, verwies Kriechmayr auf den Alltag eines Profisportlers. Da gehört die Party-Meile definitiv nicht dazu. Was abgehen wird, ist der mögliche Genuss einer abendlichen Siegerehrung vor Tausenden Zuschauern. "Etwas, das man aufsaugt", weiß der Vorjahreszweite in der Abfahrt. Was definitiv ein Pluspunkt ist: der Weg vom Zielbereich ins Hotel wird so schnell wie noch nie absolviert werden können.

Vorjahres-Triumphator Matthias Mayer wäre heuer sicher mit Einladungen überhäuft worden. Wenn es ihm rein um die Stimmung gehen würde, würde er von einer Feier zur anderen laufen. Doch das ist nichts für den Kärntner, wenn er im Dienst ist. "Ich bin hier, um Sport zu machen und auf der Strecke bei den Schnellsten dabei zu sein", sagte der Doppel-Olympiasieger.

Die Menschenmassen würden zu den Hahnenkammrennen dazugehören, auch die vielen Sidevents, die den Sport populärer machen. "Heuer geht es nur um den Sport, das ist schon auch einmal ganz gut", merkte Mayer an.

An die Skifans appelliert er dringend, zu Hause zu bleiben. "Es wird alles abgeschottet, das finde ich ganz gut. Dass nicht zu viel Wirbel aufkommt und zu viele zusammenkommen. Genau das wollen wir unterbinden in der jetzigen Zeit." Eine Meinung, die auch Kriechmayr teilt. "Was wir gehört haben, wird rigoros kontrolliert. Das ist sicher das Richtige."