Im ersten Training für die Damen-Abfahrt in St. Anton fixierte Tamara Tippler Bestzeit. Schon da zeigte die Steirerin - das Selbstvertrauen stimmt und die "Karl Schranz"-Strecke liegt ihr. Im Rennen stellte die 29-Jährige das dann eindrucksvoll unter Beweis. Mit 0,96 Sekunden Rückstand auf Sofia Goggia (ITA) belegte sie Rang zwei. Damit sorgte "Tami" für das erste Speed-Podium der ÖSV-Damen in diesem Winter und zugleich für den ersten Stockerlplatz ihrer Karriere in der Königsdisziplin. Bisher hatte Tippler als bestes Resultat einen fünften Rang zu Buche stehen.

"Ich bin megahappy, dass mir das genau bei einem Heimrennen gelungen ist. Leider konnte meine Familie das nicht live miterleben, aber sie wird sicher zu Hause anstoßen", freute sich die Zweite. Die riskierte vor dem Rennen voll: "Ich habe einen Ski genommen, der erst zum zweiten Mal Kontakt mit Schnee hatte. Da der mir bei der ersten Fahrt ein gutes Gefühl gegeben hat und ich ein bisschen abergläubisch bin, habe ich ihn heute angeschnallt." Obwohl sie meinte, "der Rückstand auf Sofia ist mir egal", weiß sie doch, wo sie die knapp eine Sekunde verloren hat: "Im unteren Streckenteil habe ich den Ski zu wenig laufen lassen und schon sind die Zehntel weg."

Dass es für die Österreicherinnen ohne Teamleaderin Nici Schmidhofer mit einem Podest geklappt hat, liegt an der sehr guten Aufarbeitung des Sturzes von "Schmidi" in Val d'Isere. "Wir haben im Team darüber gesprochen, dazu jede Läuferin sicher auch noch mit vertrauten Personen. Daher haben wir auch kein Trauma, jede weiß, welches Riskio wir immer eingehen", sagt Tippler.

Wie sehr Tippler auf ihr Innerstes angewiesen ist, gab sie im Ziel preis: "Da ich im Sommertraining stets gute Zeiten gefahren bin, ruht mein Selbstvertrauen im innersten Herzen. Nur wenn ich von innen her befreit fahren kann, bin ich schnell. Du kannst dir nicht einreden, du bist gut und schnell, wenn du innerlich nicht davon überzeugt bist."

Gar nicht von sich überzeugt war Ramona Siebenhofer. "Meine Fahrt war weder Fisch noch Fleisch. Der 17. Platz ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe, aber die Abfahrt liegt mir einfach nicht", analysiert die Steirerin, die sich bei einem Tor die rechts Hand angeschlagen hat: "Kein Grund zur Sorge, der Schmerz war nur im ersten Moment groß."

Riesig war die Enttäuschung bei Nina Ortlieb, die schon nach wenigen Sekunden im Schnee lag: "Eigentlich hatte ich schon die richtige Position für die nächste Kurve, umso überraschter war ich, als es mich verschnitten hat und ich gestürzt bin. Ein Heimrennen ohne Zielankunft tut extrem weh." Mit einem fast verlorenen Skistock zu kämpfen hatte Stephanie Venier: "Vor der Eisfalle hakte ich bei einem Tor ein und verlor fast den Stecken. Bis ich den wieder halbwegs im Griff hatte, waren schon einige Zehntel weg. Aber zumindest einige Kurven bin ich so gefahren, wie ich es mir vorgestellt habe."

Am morgigen Sonntag wartet in St. Anton der Super-G. Auch da fehlt den ÖSV-Damen noch ein Podestplatz in diesem Winter. Als bisher bestes Resultat weisen die Damen einen 14. Platz durch Tippler in Val d'Isere auf. "Im Super-G fühle ich mich nicht wohl, er ist auch nicht meine Lieblingsdisziplin. Aber wer weiß, was mit dem Selbstvertrauen nach der Abfahrt möglich ist." Da auch Siebenhofer und Ortlieb zum Super-G ein gemischtes Verhältnis haben, darf man nicht zu viel erwarten.