Österreichs Ski-Herren fiebern dem frühen Weltcup-Saisonstart in Sölden entgegen. Fast exakt einen Monat vor dem wegen Covid-19 vorgezogenen Gletscher-Auftakt trainieren Marco Schwarz, Roland Leitinger und Co im benachbarten Pitztal und hoffen, die verbleibende Zeit vor allem im Riesentorlauf gut nutzen zu können. "Unglaublich, dass es schon in vier Wochen losgeht", sagte Schwarz am Freitag.

Während der Kärntner nach einer erfreulich guten Comeback-Saison mit Zuversicht in den Winter blickt, hat die nach dem Rücktritt von Marcel Hirscher arg gebeutelte Riesentorlauf-Truppe mit neuem Trainerteam viel Basisarbeit erledigt. Federführend bei den Basisschwung-Umstellungen war Michael Pircher.

Ein gemeinsames Leitbild

Nach vielen Analysen und Diskussionen habe man nun ein gemeinsames Leitbild, an das sich alle hielten, berichtete der Trainer. "Wir reden mittlerweile alle die gleiche Sprache." Seine Erwartungen für Sölden seien aber keine Platzierungen, sondern "dass sie die erarbeitete Technik auf den Schnee bringen. Denn das bringt viel Feedback für das weitere Training und die folgenden Rennen."

Es sei aber fast schwieriger bei einer ganzen Gruppe die Technik zu verändern, als einen Läufer an die absolute Spitze zu bringen, hat der ehemalige Erfolgscoach von Hirscher erkannt. Vor allem bei Läufern, die schon länger dabei sind. "Aber hätte ich nicht Licht im Tunnel gesehen, hätte ich es mir nicht angetan." Pircher warnte aber auch: "Es wird dauern. In einem Sommer kann man nicht alles umkrempeln. Auch Sölden kommt zu früh, um es schon auf den Punkt zu bringen."

Keine hohen Erwartungen für Sölden

Etwa durch einen erfahrenen Läufer wie Roland Leitinger, der nächstes Jahr 30 wird. "Ich bin jetzt wirklich schon ein Zeiterl dabei und habe viele Trainer mitbekommen. Ich setze meine Ansprüche sehr hoch an und möchte an die guten Ergebnisse anschließen", sagte der Vizeweltmeister von 2017 einerseits. Für Sölden würde er sich aber noch keine zu hohen Erwartungen stecken. "Aber mittelfristig möchte ich die reingesteckte Arbeit wieder mit guten Rennen krönen. Es geht darum, wieder den Speed für das Podium haben und mit der Weltspitze mitfahren." Erstmals hat der Salzburger deshalb auch einen Materialwechsel (Salomon) vorgenommen.

Roland Leitinger beim Training am Pitztaler Gletscher
Roland Leitinger beim Training am Pitztaler Gletscher © GEPA

Auch für Österreichs Ski-Herren hat Corona nach dem Saisonabbruch über den Sommer die Trainings etwas verkompliziert. "Andererseits war viel Zeit, um in der Realität anzukommen, nachzudenken und Dinge wieder einmal in Ruhe anzugehen", sah Pircher im Rückblick auch Positives. Beim Ziel, Konstanz in die schnellen Riesentorlauf-Schwünge zu bekommen, sei man deshalb gut vorangekommen. "Aber natürlich ist es mit jungen Fahrern leichter, ein System umzustellen, als mit jenen, bei denen sich die Technik schon eingeschliffen hat."

Übersee-Trainings ausgefallen

Die künftigen Gesamt-Erwartungen im Riesentorlauf brachte Herrenchef Andreas Puelacher auf den Punkt. "Wir sind auf gutem Weg. Aber den einen Monat brauchen wir schon noch. Und wir dürfen anfangs natürlich noch keine Podestplatzierungen erwarten. Das wäre vermessen." Schwieriger mit den Trainings hätten es derzeit die Speed-Fahrer, nachdem die Übersee-Trainings wegen Covid-19 ausgefallen sind. Zermatt würde fast exklusiv den Schweizern gehören. "Kein Vorwurf, aber da haben sie jetzt Vorteile. Wir nehmen die Krümel."

Das Fehlen von Zuschauern in Sölden und dann auch in Lech/Zürs bedauern die ÖSV-Herren natürlich. "Schade. Aber zu 95 Prozent kriegt man die Leute auf der Strecke eh nicht mit", sagte Leitinger. "Aber natürlich fehlt die Stimmung im Ziel."

Der Gurgeltest macht es "feiner"

Marco Schwarz fand den Sommer trotz Corona "cool", man habe eigentlich ohne Probleme trainieren können. Dass man die vielen Corona-Checks nun als Gurgeltests absolvieren könne, sei "sehr viel feiner".

Dass im sich ständig verändernden Weltcup-Kalender nur eine Kombination befindet, müsse man hinnehmen. "In Zeiten wie diesen muss man froh sein, überhaupt Rennen zu fahren. Man muss spontan sein und sich auch auf kurzfristige Änderungen einstellen", rät der Kärntner. Ohne Zuschauer seien Rennen natürlich nicht ganz so schön. "Mich pusht das schon, wenn ich in Schladming auf 40.000 Fans runterschaue."