Vorhang auf für die zweite Riege: Der 27-jährige Otmar Striedinger als Dritter und der 25-jährige Daniel Danklmaier als Fünfter haben am Freitag auf der Kitzbüheler Streif die Abfahrtselite aufgemischt und als die einzigen zwei Läufer des Feldes die besser werdenden Bedingungen mit mutigen Fahrten bestens ausgenützt. Davor mussten aber beide einen Vincent-Kriechmayr-Schreckmoment beiseiteschieben.
Das erste Mal seit Platz sechs im Februar 2016 in der Abfahrt in Jeongseon fuhr Striedinger wieder in die Top Ten. Dieser Podestrang ist deshalb in der Wertigkeit ganz oben, es ist erst der zweite in der Karriere des Kärntners nach Platz zwei im Dezember 2013 im Super-G von Beaver Creek. "In Beaver Creek war das auch sehr speziell, als ich mit hoher Nummer reingefahren bin (45/Anm.). Vor Heimpublikum in Kitzbühel Dritter werden, ist besser als jeder Traum", sagte der Super-G-Olympiafünfte von 2014 nach Beendigung einer langen Durststrecke ohne Topergebnis.
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"Es ist unglaublich. Wenn man so hart arbeitet und da war, wo ich war. Vor zwei Jahren hat mich die Streif mit Nasenbeinbruch abgeworfen, heute darf ich auf dem dritten Platz stehen."
Zwei aufsehenerregende Stürze lieferte Striedinger in Kitzbühel bereits. 2016 krachte er mit Startnummer eins nach einem Verschneider kurz vor der roten Linie ins Ziel, wobei sich sein Airbag öffnete. "Glück im Unglück, ich bin fast als Rückenschwimmer ins Ziel", sagte der letztlich Zehntplatzierte. 2017 kam er im ersten Training wegen eines Bindungsbruches zu Fall, ein Nasenbeinbruch und eine lange Schnittwunde am rechten Oberschenkel waren die Folgen, im Rennen landete er auf Platz 49. 2018 musste er wegen Unterschenkelproblemen passen.
Er habe sich die Besten im Fernsehen angeschaut und gesehen, wie diese riskiert hätten, erzählte Striedinger am Freitag im Zielraum. "Dann habe ich Vinc gesehen, und da hat es mir etwas die Schneid abgekauft. Aber als ich im Starthaus gestanden bin, wusste ich, alles oder nichts. Das war heute einmal eine gute Mischung zwischen mit Köpfchen fahren, Angriff und Lockerheit."
Eine ordentliche Ermunterung am Start blieb freilich nicht aus: "Mein Physio hat am Start gesagt, es ist angerichtet, die Sonne ist da, das macht du heute, es ist dein Tag. Da dachte ich mir: Alter, halt einfach deine Klappe, runterfahren muss immer noch ich", erzählte er lachend. "Nach dem Training habe ich mir gedacht, dass ich da herunter sehr schnell sein kann. Ich habe mir die besten Läufer auf Video angeschaut, mir einen Plan gemacht. Ich habe nicht hundertprozentig durchgezogen, aber zu 99 Prozent."
Schon in Wengen vor einer Woche war Striedinger auf dem Weg zu einem Spitzenplatz gewesen, wurde aber erst kurz vor dem Ziel abgewunken, durfte ein zweites Mal fahren und meinte nach Rang 21: "Zweimal Wengen ist einmal zu viel." In Kitzbühel kam das Glück zurück, die Sichtverhältnisse wurden besser, die Sonne kam raus. "Aber man muss es auch erst einmal, runterbringen", hatte Hannes Reichelt (8.) beim Verfolgen der Fahrt seines Landmannes gemeint.
Die Ersten hätten schon schlechtere Verhältnisse gehabt, wusste auch Striedinger, und meinte: "Ich bin froh, dass ich das ausgenützt habe." Freilich war es auch eine richtig starke Fahrt. "In Kitzbühel als Dritter abschwingen, das kann man nicht mit einer Fahrt, die nicht gut ist. Bei meinem Zimmerkollegen Daniel habe ich schon noch einmal richtig geschwitzt", sagte er über den Fünften Danklmaier.
Super-Kitz-Woche für Danklmaier
Danklmaier krönte seine Super-Woche in Kitz. Nach zwei Trainingsbestzeiten hatte er die Europacupabfahrt am Montag gewonnen, wurde in den Weltcup-Trainings Dritter und Vierter und im Rennen nun Fünfter - sein mit Abstand bestes Weltcupergebnis (zuvor 18.). "Heute war ich schon ein bisserl blau", gab er nach den Kraftanstrengungen zu.
"Ich bin überglücklich, das war eine gescheite Genugtuung, als ich im Ziel abgeschwungen habe", durfte der Steirer jubeln. Er habe sich gedacht, er dürfe nicht übertreiben, wollte kontrolliert runterfahren. "Nütz' die Gelegenheit aus, so oft bekommst hast du das eh nicht, dass es hintennach besser wird", sagte der mit Nummer 41 gestartete Läufer.
Auch ihm ging "bei Vinc einmal schiach die Pumpn", es sei nicht schön zum Ansehen gewesen, aber gut ausgegangen, der Oberösterreicher hatte einen Sturz vermieden. Dann habe er sich selbst wieder auf die Läufer konzentriert und sich gedacht, was die können, könne er auch. In der Traverse habe er eine kleine Schrecksekunde gehabt, aber "natürlich musste ich riskieren".
Mit drei Knieverletzungen ist Danklmaier schon verletzungsgeplagt, das Vertrauen ins Skifahren auch bei eisigen und schlagigen Verhältnissen sei aber wieder gekommen. Seit der Kopf mitspiele, laufe es. "In Bormio hat ein Schalter umgelegt (19. im Super-G/Anm.). Jetzt kann mich gerade eigentlich nichts mehr erschüttern", meinte er.
In Richtung WM will Danklmaier nicht denken, es steht am Sonntag mit dem Super-G erst einmal das nächste Rennen an. Aare ist derzeit auch bei Striedinger kein großes Thema. "Die Karten sind schon neu gemischt, aber ich konzentriere mich auf meine Aufgaben. Ich schaue, dass ich auch in den nächsten Rennen meine Leistung bringe."