Wenn trotz Traumwetters kein Abfahrtstraining stattfindet, dann hat das triftige Gründe. Im konkreten Fall eine Lawine und eine versperrte Bahnstrecke oberhalb von Wengen, weshalb die Arbeiten für die Lauberhornrennen nur eingeschränkt möglich waren. 13 Kilometer Sicherheitsnetze wurden erst Dienstag angebracht. Doppelolympiasieger Matthias Mayer nahm es gelassen und griff zum Eishockeyschläger.

Und täglich grüßt das Murmeltier: Auch vergangenes Jahr begann Mayer seine Wengen-Woche aus sportlicher Sicht auf den Kufen statt den Latten, weil ein Fönsturm massive Schäden an der Pisten-Infrastruktur angerichtet hatte. "Das ist hier ein kommodes Platzerl zum Anfangen, Eishockeyspielen ist immer so die Einstimmung auf Wengen", sagte der Kärntner gut gelaunt. "In Wengen muss man von Anfang an wissen, dass man Geduld mitzubringen hat. Und dass, wenn man dann am Start steht - wann auch immer - , die zweieinhalb Minuten zählen." Für Mittwoch ist nun das erste Training für die Spezialabfahrt geplant.

Er reiste nach einer guten Trainingswoche im Ultental ins Berner Oberland, Super-G und Riesentorlauf waren möglich gewesen. Die Rennpause nach Bormio zum Jahresende fiel heuer länger aus als sonst, als Zweiter im Super-G hatte der Kärntner am 29. Dezember aber seinen ersten Saison-Stockerlplatz eingefahren. "Ich habe die Zeit für ein bisserl Konditionstraining, ein bisserl Entspannen genützt, jetzt geht es eh durch."

Es kommt nun Schlag auf Schlag, Wengen, Kitzbühel, Garmisch-Partenkirchen, WM in Aare. "Es steigert sich von Woche zu Woche und auch nach Kitzbühel darf man nicht abschalten, denn Garmisch muss man immer noch voll parat sein, das wissen wir aus den letzten Jahren", sprach er die dort oft sehr anspruchsvollen Pistenverhältnisse an. "Und dann steht die WM vor der Tür", nähert sich der Saison-Höhepunkt in großen Schritten.

Zu seinem bisherigen Saisonverlauf meinte Mayer, dass er in beiden Disziplinen von Anfang an gekämpft habe. "Es hat am Anfang vielleicht nicht optimal funktioniert. Mit dem Ergebnis in Bormio muss ich aber voll zufrieden sein, das war eine super Fahrt. Vom Material her, glaube ich, bin ich auf einem ganz guten Weg. Es geht um kleine Einstellungen, die sich von Woche zu Woche mit den Witterungsverhältnissen ergeben. Ich kann ganz motiviert in die Zukunft schauen."

In den Disziplinwertungen ist der Sotschi-Olympiasieger in der Abfahrt und Pyeongchang-Olympiasieger im Super-G Dritter im Super-G und voll im Kugelrennen sowie 13. in der Abfahrt. Am Lauberhorn wird er auch die Kombination am Freitag bestreiten.

Wengen ist für Mayer "die schönste Abfahrt der Saison". Es sei schwierig und auch schwierig, schnell zu sein. "Es ist ein Traum, hier zu fahren. Ich bin immer wieder gerne hier." Er finde es lässig, wenn man nach zwei Minuten mit 160 km/h über den Haneggschuss runterfahre, sich in die Oberschenkel reinspüre und nicht genau wisse, wie man die nächsten Kurven fahren werde. "Das ist ein eigenes Gefühl, da drückt es einen gescheit rein. Aber irgendwie geht es sich trotzdem immer aus. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man dann im Ziel ist."

Das malerische Panorama des nur mit der Wengernalpbahn erreichbaren Örtchen hat es auch dem 28-Jährigen angetan. "Wenn man am Abfahrtsstart steht, die drei Riesenberge vor sich hat, schönes Wetter ist und man die ganzen Leute neben der Strecke sieht, dann ist das ein ganz eigenes Gefühl." Und was die ganzen Fans betreffe, so könne man ein bisserl ausweichen. "Wir fahren mit dem Zug zum Start und sitzen in einem Extrazug. Da sind wir den Fans nicht direkt ausgeliefert. In Kitzbühel ist das schon ein bisserl anders, da geht es überall zu."