Der Weihnachtsfriede wollte sich bei den Österreichern im Slalomziel nicht so recht einstellen. Da half es auch nichts, dass Fabio Gstrein ein wenig von den Weihnachtskeksen naschte, die ihm sein Manager nach dem einmal mehr enttäuschenden zweiten Lauf zugesteckt hatte. „Aber da steigt die Laune wenigstens“, seufzte er, bevor er sich auch die Schelte seiner frisch Angetrauten Lisa abholte. So oder so: Auch in Alta Badia zeigte sich, dass der Slalom aktuell nicht Österreichs Liebling ist. Im vierten Saisonrennen steht man nach wie vor ohne einen einzigen Top-5-Platz da, Dominik Raschners sechster Rang in Val d‘Isère bleibt das Höchste der Gefühle. Der übrigens qualifizierte sich in Alta Badia nicht für den zweiten Lauf. Und während Sieger Atle Lie McGrath mit Clement Noel (2.) und Loic Meillard (3.) feierte, war im österreichischen Lager eher schnelle Analyse gefragt, warum es aktuell nicht läuft.
Etwa bei Manuel Feller, dessen Körpersprache und Mimik nicht verhehlen kann, dass es derzeit alles andere als rund läuft. „Auf und abseits der Piste ist es aktuell nicht einfach“, erklärte er, wollte aber auf die privaten Probleme nicht näher eingehen. Skifahrerisch konnte ihn nicht einmal eine Laufbestzeit in Durchgang zwei wirklich trösten: „Ich bin nicht ganz zufrieden, hatte ab dem Mittelteil immer Leerphasen. Aber ich habe die gute Startnummer genützt, das ist akzeptabel“, sagte er nach dem zweiten elften Platz der Saison. Und meinte dann noch: „Die Weihnachtspause brauche ich dringend für den Schädel, den Körper und alles zusammen.“ Und dann wird er sich auch wieder dem „Problem Riesentorlauf“ zuwenden. „Da ist aber auch was weitergegangen. Das Problem ist, dass mich das so viel Energie kostet, mit der hohen Startnummer, das Programm ..“
Gstrein überlegt sogar, die im Vorjahr durch eine Schuhrandprellung erzwungene Ski-Pause zu wiederholen, „weil da war ich im Jänner dann auch besser“. Woran es seiner Meinung nach liegt, dass es im zweiten Durchgang immer in die falsche Richtung geht? In Alta Badia ging es von Rang vier auf Rang zwölf. „Mir fehlt das letzte Selbstvertrauen, um richtig anzugreifen, wenn es schneller wird. Das Zutrauen, den Ski runterzutreten.“ Dabei sei das Gefühl schon „dreimal besser“ gewesen als etwa in Gurgl oder Val d‘Isère, „auch im ersten Lauf sieht man, dass ich mitfahren kann. Aber es fehlt halt dann ein Quäntchen.“
24 Stunden nach seinem Sieg im Riesentorlauf war die gute Laune auch aus der Miene von Marco Schwarz gewichen; er schied zwei Tore vor dem Ziel aus. „Ausfall ist Ausfall, das zipft mich schon an. Ich war im Flow, habe voll gepusht und bin wohl den letzten Übergang nicht ganz sauber gefahren.“ Ob er mit seiner Bilanz vor Weihnachten zufrieden ist? „Jein ... Im RTL schon, im Slalom fehlt mir die Leichtigkeit, die ich im RTL hatte, da brauche ich viele Tore. Der Super-G war in Ordnung, aber am wichtigsten: Körperlich bin ich happy, der Vergleich mit dem Vorjahr, als ich hier abreiste, ist 100:1.“ Da darf auch Schwarz zwei Tage die Weihnachtsruhe genießen, ehe es nach Livigno geht, um sich dann auf den „Slalom-Jänner“ vorzubereiten.
Da, da sind sich viele sicher, soll es besser werden, etwa bei Michael Matt. „Die Ergebnisse spiegeln aktuell nicht wider, was ich kann. Aber ich denke, wenn dann die Hänge wie bei den Klassikern mehr Gelände haben, dann wird man es sehen.“ Sehen muss man auch, wie es bei manch anderem weitergeht. Denn für Weihnachten hat der neue Alpin-Chef Christian Mitter eine erste Evaluierung angekündigt. Sprich: es könnte dann auch eng werden für die, denen es nicht gelingt, weiter nach vorn zu fahren. Das Problem: aktuell gibt es kaum Alternativen, die Jungen kommen nicht wie gewünscht nach. Im Slalom etwa ist mit Gstrein nur ein einziger Österreicher unter 30, der schon im Weltcup in die Top fünf gefahren ist. Und auch in der Abfahrt gibt es einige, die aktuell bei weitem nicht mehr an ihre großen Zeiten Anschluss finden. Aber auch hier gilt: Es kommt von unten wenig nach ...