Im Ziel, nachdem er gesehen hatte, dass er trotz der schwierigen Bedingungen eine Laufbestzeit erzielt hatte, klopfte sich Marco Odermatt an die Brust. Es war eine Demonstration, die der 27-Jährige auf dem Weg zu seinem fünften Sieg in Alta Badia, dem vierten in Serie, abgeliefert hatte. Ein Sieg, der Garant ist für weitere Superlative, die man sich für Odermatt ausdenken muss, denn: Nach seinem Premierenerfolg in Gröden am Samstag ist er der erste Fahrer, der in einem Jahr die Abfahrt auf der Saslong und den RTL-Klassiker auf der Gran Risa gewonnen hat.

Doch das Thema war natürlich, dass Odermatt nun Zurbriggen endgültig hinter sich gelassen hat und bereits jetzt der erfolgreichste Schweizer Skifahrer aller Zeiten ist; an Siegen gemessen. „Früher war mir die Zahl meiner Siege egal, aber das ist ein Meilenstein meiner Karriere“, sagte er da auch und gestand: „Die Marke von Pirmin wurde während der letzten Saison zum Thema und damit auch zu meinem Ziel.“ Ein Ziel, das er noch im Jahr 2024 erreichte; trotz des für ihn schlechtesten Saisonstarts der Geschichte. Doch seit Beaver Creek ist der Odermatt-Express wieder in der Spur und dampft der Konkurrenz ein ums andere Mal davon.

„Zurbriggen war die Legende“, sagte Odermatt auch, „zwar vor meiner Generation, aber das bekommt man ja trotzdem mit. Was er in der Schweiz für den Skisport entfacht hat, spüren wir heute noch und dürfen dankbar sein“, sagte er – und das trifft auf ihn zu. Denn Odermatts Vater Walti gründete Anfang des Jahrtausends in Nidwalden eine Skirennschule für Begabte, holte sich für diese Tipps vom großen Zurbriggen. Beim Treffen dabei war damals der fünfjährige Marco, der, so berichtet Walti gerne, damals zwischen Papa und Idol aber eingeschlafen sei. Im Weltcup ist er hellwach – und die Reise zum besten Schweizer der Ski-Geschichte ist noch nicht beendet.

So, wie er in Lauf zwei auftrumpfte, sind die Ausfälle in Sölden und Val d‘Isère vergessen, mit dem Erfolg holte er sich auch das Rote Trikot des Weltcupführenden in dieser Disziplin zurück und gab damit selbst die beste Antwort auf die Diskussionen rund um die Piste. Denn im ersten Lauf war das Rennen kurz vor der Absage, die Läufer hatten sich bereits begonnen zu organisieren: „Wäre es nach mir gegangen, hätte das Rennen nicht stattgefunden“, sagte auch Odermatt. Doch es fehlte die Einigkeit unter den (Spitzen-)Läufern, also wurde gestartet, alle waren dabei. „Und im zweiten Lauf war die oberste, schlechte Schicht weg, ich konnte attackieren“, sagte Odermatt. Was daraus wurde, sieht man: Laufbestzeit und 0,85 Sekunden Vorsprung auf den Franzosen Leo Anguenot.