Rund 30.000 Zuschauer waren am 20. September 1973 in den Astrodome von Houston gepilgert und via Bildschirm verfolgten 90 Millionen Zuschauer das Spektakel, als Billie Jean King zum „Kampf der Geschlechter“ gegen den ehemaligen Wimbledonsieger Bobby Riggs antrat. Auf dem Spiel stand viel, nämlich mehr Gleichberechtigung für Frauen. Und auf den Tennissport heruntergebrochen wollte King mit einem Sieg ihrer Forderung nach mehr Preisgeld für Spielerinnen Nachdruck verleihen. Der Rest ist Geschichte: Die 29-Jährige bezwang den 55-jährigen Chauvinisten Riggs („Ich mag Frauen sehr, sowohl im Bett als auch in der Küche“) und wurde damit endgültig zur Ikone des „Weißen Sports“. 2017 widmete sogar Hollywood dem epochalen Sport-Ereignis unter dem Titel „Battle of the Sexes“ sogar ein Kinofilm.

Ging es in diesem Duell noch um soziale Veränderungen, fielen die folgenden Geschlechterkämpfe auf dem Tennisplatz nur noch in die Kategorie „bessere PR-Gags“. 1992 stellte Jimmy Connors in der „Schlacht der Egos“ mit einem 7:5, 6:2 gegen Martina Navratilova die Ehre der Männer wieder her, sechs Jahre später demütigte der in der Weltrangliste auf Platz 203 liegende und bekennende Kettenraucher Karsten Braasch (wie Connors stand ihm nur ein Aufschlag zur Verfügung, beim Seitenwechsel rauchte er eine Zigarette) die Williams-Schwestern. Gegen Serena gewann der Deutsche 6:1, gegen Venus ebenso klar. Auch in Österreich kam es einst zu einem Duell der Geschlechter: Im November 2009 bezwang Thomas Muster (damals 42) in Salzburg die heimische Nummer eins Sybille Bammer (29) mit 6:3 und 6:2.

Nach Jahren der Tennis-Harmonie zwischen Männlein und Weiblein ist es nun aber wieder einmal so weit: Diesmal haben die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka und „Enfant terrible“ Nick Kyrgios einen Geschlechterkampf ausgerufen. Am 28. Dezember kreuzen die beiden in Dubai die Schläger – und weil der Australier seit über einem Jahr von Verletzungssorgen geplagt wird, räumen manche Experten Sabalenka zumindest eine kleine Chance ein. Dem widerspricht allerdings Garbiñe Muguruza. Frauen seien den Männern aufgrund der Physis unterlegen. „Als ich die Nummer eins der Welt war, hätte mich auch ein Junior geschlagen“, erklärte die Spanierin kürzlich. „Ein Mann ohne Ranking kann viel besser sein als eine Frau in den Top zehn.“

Nur ein Aufschlag und ein kleinerer Platz

Daher sehen auch viele die Gefahr, dass Sabalenka dem Frauen-Tennis mit diesem Auftritt nur schaden könne: „Verliert sie zu deutlich, macht sie ihren Sport unnötig angreifbar“, sagt etwa Trainer-Legende Roger Rasheed. Die Weißrussin hat freilich eine andere Sichtweise: „Der Druck liegt bei Nick, nicht bei mir. Das Event ist dazu da, um zu unterhalten und Frauen-Tennis auf ein höheres Level zu heben.“ Um Sabalenka die Aufgabe ein klein wenig zu erleichtern, hat Kyrgios nur einen Aufschlag – zudem ist der Platz auf der Seite der 27-Jährigen um neun Prozent kleiner.

Aber wie auch immer die Partie ausgehen wird, eines ist mit der Veranstaltung bereits gelungen: Das Interesse am Ausgang ist enorm. Ebenso wie die Angst innerhalb der Männerwelt, dass Nick Kyrgios versagen könnte.