Nach schweißtreibenden und vor allem auch nervenaufreibenden 3:50-Stunden Spielzeit warf Sebastian Ofner den Ball in den blauen Pariser Himmel, zog voll durch und schoss Fabio Fognini ein Ass um die Ohren. Dann fiel der Steirer mit einem „Yes“ und ausgestreckten Armen mit dem Rücken in die rote Asche von Roland Garros. Der Österreicher hatte es also tatsächlich geschafft. Aus der Qualifikation heraus sicherte sich der 27-Jährige ein Drittrundenduell mit dem ausgefuchsten italienischen Tennis-Routinier, Fabio Fognini, und konnte diesen schlussendlich mit 5:7, 6:3, 7:5, 1:6, 6:4 in die Knie zwingen. Damit steht Ofner sensationell im Achtelfinale der French Open – der bis dato größte Erfolg seiner Karriere.
Es war auf dem Court 14 vor rund 1000 Zuschauern ein Match auf Biegen und Brechen.

Und ein Match, das extreme Schwankungen servierte. Glaubte man, dass einer der beiden Protagonisten nun endlich die Oberhand gewonnen hätte, so sah es zwei Games später schon wieder völlig ander aus. Ofner war der Spieler, der die Partie mit seinen schnellen Schlägen dominierte, Fognini entpuppte sich jedoch trotz seiner bereits 36 Jahre als hartnäckiges Stehaufmännchen.

"Ihm kann nicht viel gefehlt haben"

Vor dem Spiel hatte der St. Mareiner noch befürchtet, sein Kontrahent könnte auf dessen üblichen Mätzchen zurückgreifen, doch blieben diese beinahe aus. Nur am Ende des ersten Satzes ließ sich der Italiener zweimal länger behandeln. Die angebliche Verletzung kaufte ihm der Steirer aber nicht ab. „So, wie er die Bälle ausgegraben hat, kann ihm nicht viel gefehlt haben“, sagte Ofner nach der Partie.

Mit ihm jubelten mindestens 50 Österreicher, die verteilt auf das Oval ihren Landsmann die gesamte Partie über lautstark angefeuert hatten. Freilich durften da auch österreichische Fahnen und ein „Immer wieder Österreich“ nicht fehlen. Fast glaubte man, sich im an die Anlage von Roland Garros angrenzenden Prinzenpark-Stadion zu befinden. Unter den ersten Gratulanten waren Ofners Eltern sowie sein steirischer Touringcoach Steve Rettl. Freundin war hingegen keine zu sehen – „da gibt es derzeit auch keine“, lächelt der sympathische Steirer, der von Wolfgang Thiem trainiert wird.

Mit diesem Sieg hat Ofner den Einzug in einen elitären rot-weiß-roten Kreis geschafft, ist er doch nach Peter Feigl, Thomas Muster, Alex Antonitsch, Stefan Koubek, Jürgen Melzer und Dominic Thiem der erst siebente Österreicher, der bei einem Grand-Slam-Turnier ein Achtelfinal-Ticket lösen konnte. In der Runde der letzten 16 geht es für Ofner am Sonntag gegen den Weltranglistenfünften Stefanos Tsitsipas. Der Grieche fegte in seinem Drittrundenspiel Diego Schwartzman mit 6:2, 6:2, 6:3 vom Platz.

Wie auch immer die Partie ausgehen wird – 240.000 Euro Preisgeld sowie ein Sprung unter die Top 80 in der Weltrangliste sind dem Steirer bereits sicher. „Was soll ich sagen – es fühlt sich alles wie in einem Traum an.“