Julia Grabher wurde vor ihrem Zweitrunden-Match bei den French Open gegen Coco Gauff auf die Folter gespannt. So zog sich das vor ihr auf dem Court Suzanne Lenglen angesetzte Match zwischen Daniel Altmaier und Jannik Sinner extrem in die Länge. Erst nach 5:26-Stunden konnte der Deutsche nach Abwehr von zwei Matchbällen im vierten Satz mit einem 6:7, 7:6, 1:6, 7:6, 7:5 die Sensation fixieren.

Anschließend ging es für die Dornbirnerin zur Sache. Wer jedoch glaubte, die Österreicherin würde gegen die amerikanische Vorjahresfinalistin als klare Außenseiterin befreit aufspielen, der irrte. So agierte Grabher im ersten Durchgang wie gelähmt, fabrizierte einige teils haarsträubende Eigenfehler und musste nach nur 34 Minuten ein 2:6 zur Kenntnis nehmen. Erst im zweiten Satz legte die 26-Jährige auf der für sie ungewohnt großen Bühne und bei mitunter starkem Wind ihre Nervosität etwas ab und zeigte in der Pariser Abendröte zumindest ansatzweise, was wirklich in ihr steckt. Die Niederlage konnte Grabher, die mit dem Finaleinzug von Rabat angereist war, aber nicht abwenden – nach 68 Minuten freute sich Gauff über ein 6:2, 6:3.

Trotz bitterer Niederlage viel Positives

„Ich bin extrem enttäuscht. Nicht, dass ich verloren habe, aber dass ich nicht das, was ich kann, auf den Platz gebracht habe. Und so habe ich mir auch nicht die Chance gegeben, sie fordern zu können“, resümierte Grabher, die sich eine gewisse Nervosität eingestand. „Aber im Moment habe ich den Grund für meine Leistung noch nicht gefunden.“ Trotzdem kann Österreichs Nummer eins, die nach Paris im Ranking erstmals um Position 60 aufscheinen wird, viel Positives mitnehmen. „Auf alle Fälle. Ich habe erstmals bei einem Grand Slam eine Runde gewonnen und stand davor erstmals in einem Endspiel auf der WTA-Tour. Aber ich muss jetzt aus solchen Matches wie gegen Gauff lernen, damit das künftig nicht mehr oder zumindest weniger oft passiert“, sagt Grabher, die übernächste Woche einen Challenger in Valencia spielen wird. Danach steht Wimbledon an.

Ofner fordert Routinier Fognini

Damit ist Sebastian Ofner der letzte rot-weiß-rote Protagonist, der Österreichs Farben im Einzelbewerb von Roland Garros hochhält. Der Steirer trifft am Freitag in der dritten Partie nach 11 Uhr auf Court 14 auf Fabio Fognini. Der erstmalige Marsch in ein Grand-Slam-Achtelfinale ist für Ofner definitiv kein Ding der Unmöglichkeit – einiges wird davon abhängen, in welcher Spiellaune sich der italienische Routinier präsentiert. „Ich bin bereit, werde mich nur auf mich konzentrieren und nicht von seinen möglichen Mätzchen beeinflussen lassen“, sagt Ofner. Sollte dem 27-jährige St. Mareiner der große Coup gelingen, würde er sich in der Weltrangliste ungefähr auf Platz 80 verbessern und wäre damit erstmals Österreichs Nummer eins. Im ATP-Race hat Ofner diese Position bereits länger inne.