So recht trauten die Zuseher in Monte-Carlo am Ostermontag ihren Augen nicht – und auch Richard Gasquet wirkte ungläubig und schüttelte mehrmals seinen Kopf. Der Auslöser: Dominic Thiem.

Der Österreicher zeigte sich zum Auftakt des Masters-1000er-Turniers im Fürstentum von einer Seite, von der immer mehr geglaubt hatten, sie nie mehr zu Gesicht zu bekommen. Der 29-Jährige leistete sich gegen den um sieben Jahre älteren Franzosen zwar einige unerzwungene Fehler, diktierte die Ballwechsel gegen den Routinier aber großteils nach Belieben, erzielte 19 Winner und zog mit einem 6:1, 6:4 souverän in das Sechzehntelfinale ein. „Das Match war gut, ich hatte das Gefühl, dass ich eine gute Intensität gegangen bin und das, was wir uns vorgenommen haben, umgesetzt habe“, sagte Thiem.

Wohl der Knackpunkt der Partie: Im ersten Satz verwertete Thiem seine achte Breakchance zum 2:0, dieses eine Game alleine dauerte 19 Minuten. Danach ging es rasanter weiter. Nach 45 Minuten schrieb der Lichtenwörther den Gewinn des ersten Satzes gegen die Nummer 42 der Weltrangliste an. Im zweiten Durchgang setzte Gasquet wieder vehementer zur Gegenwehr an. Thiem holte sich dennoch das frühe Break zum 2:1 und blieb danach souverän und ließ keinen Breakball gegen sich zu. Den zweiten Matchball verwertete er mit seinem sechsten Ass der Partie und jubelte in Richtung seiner Box. Und in der waren zwei neue Gesichter zu sehen. Thiem wird in Monaco bekanntlich erstmals vom Deutsch-Iraner Benjamin Ebrahimzadeh gecoacht, der in der Branche kein Unbekannter ist. Vor Jahren hat er die Deutsche Angelique Kerber trainiert, danach arbeitete er mit Star-Coach Patrick Mouratoglou zusammen. Außerdem begleitete Ebrahimzadeh die Französin Alizé Cornet auf der WTA-Tour und war als Experte bei den Übertragungen von Eurosport tätig. Auch Physio Matthias Kapl ist neu dabei. Das Duo absolviert quasi die Probezeit als Mitglieder des Betreuerstabs des ehemaligen US-Open-Siegers. Die Trennung vom Chilenen Massu nach vierjähriger Zusammenarbeit hatte Thiem am vergangenen Samstag verkündet. „Es war keine Entscheidung, die von einem auf den anderen Tag passiert ist. Es hat sich schon angedeutet die letzten Wochen“, sagte er in Monte Carlo rückblickend. Mit Massu bleibe „ausschließlich die großartige Zeit in Erinnerung“.

Ob es sich beim dritten Sieg in den vergangenen vier Matches tatsächlich um ein erstes echtes Lebenszeichen oder doch nur um ein Strohfeuer handelt, wird sich bereits am Mittwoch weisen. Da trifft der 29-Jährige, der in Monte-Carlo nur dank einer Wildcard dabei ist, mit Holger Rune auf eines der größten Talente, die das Herren-Tennis derzeit zu bieten hat. Der 19-Jährige ist bereits die Nummer neun der Welt, im Fürstentum an Position sechs gesetzt und gewann Ende des Vorjahres das Masters-1000er-Tunier in Paris. Dort besiegte der Däne im Finale Superstar Novak Djokovic.