Bis auf die Tatsache, dass Rafael Nadal im heutigen Halbfinale (14.50 Uhr, Eurosport live) auf den „falschen“ Gegner trifft, ist in Roland Garros so ziemlich alles beim Alten. So fordert nicht wie erwartet (oder zumindest erhofft) Dominic Thiem den French-Open-König zum fünften Mal auf Pariser Boden heraus, sondern Diego Schwartzman. Der Argentinier hatte im Viertelfinale den platten Österreicher in fünf Sätzen gebogen, damit sein erstes Grand-Slam-Halbfinale gebucht und sich ein Duell mit Nadal erspielt. Die schier aussichtslose Aufgabe: Den 34-jährigen Spanier an seinem 13. Finaleinzug zu hindern.

Die Zahlen, die Nadal vor dem Halbfinale servieren kann, sprechen Bände: 98:2-Siege (sowie eine verletzungsbedingte Aufgabe 2016 in der dritten Runde) hat der „Matador aus Manacor“ bis dato in den Sand an der Seine gezaubert. Heißt im Klartext: Jubelt er auch am Sonntag, würde er mit seinem 100. Sieg seinen 13. French-Open-Titel fixieren. Zudem wäre es sein 20. Grand-Slam-Triumph insgesamt – damit würde er mit Rekordmann Roger Federer gleichziehen.

Nadal war es viel zu kalt

Analysiert man den bisherigen Turnierverlauf, spricht auch nichts gegen dieses weitere Meisterstück in der herausragenden Karriere des Rafael Nadal. In seinen bisherigen fünf Matches gab der 85-fache Turniersieger noch keinen Satz ab. Auch nicht im Viertelfinale gegen den italienischen Jungstar Jannick Sinner, gegen den er um 01.25 Uhr früh den bis dato spätestens Matchball in der French-Open-Historie verwandelte. Das Einzige, was Nadal nach der Partie zu bemängeln hatte: Dass es zu dieser Zeit schon extrem kalt auf dem Center Court war. „Wir sind eben keine Fußballer. Für die sind solche Temperaturen kein Problem, weil sie immer in Bewegung sind. Im Tennis gibt es viel mehr Unterbrechungen – das ist für den Körper schon gefährlich“, gab Nadal bei der anschließenden Pressekonferenz in Richtung Organisatoren zu bedenken.

Ein weiterer Vorteil, den der Iberer im Kampf um den Titel im Ärmel haben könnte, ist die Tatsache, dass er der Einzige der vier Paris-Halbfinalisten ist, der nicht bei den US Open aufgeschlagen hat. Mit dieser Entscheidung sparte Nadal nicht nur Kräfte, sondern konnte sich auch in Ruhe auf seinen alljährlichen Saisonhöhepunkt vorbereiten.

Gewarnt ist der Superstar vor Schwartzman aber allemal, ist der „Gaucho“ doch der Letzte, der Nadal eine Niederlage zufügen konnte. So passiert Mitte September im Viertelfinale von Rom. „Er hat hier mit Thiem einen der besten Spieler der Welt geschlagen und ist nach seinem Sieg über mich voller Selbstvertrauen. Ich werde versuchen, meine Taktik gegenüber dem Rom-Match etwas zu ändern und bis zum Ende mein Bestes geben“, gab der Spanier zu Protokoll.

Kritik von Carreno Busta

Geht es nach den Fans, soll es am Sonntag zum Traumfinale mit Novak Djokovic kommen. Der Serbe, der heute auch bereits sein 10. Paris-Halbfinale bestreitet, muss zuvor aber die Hürde Stefanos Tsitsipas nehmen. Zudem steht hinter „Noles“ körperlichen Verfassung ein Fragezeichen, ließ er sich doch im Viertelfinale gegen Pablo Carreno Busta am Oberarm behandeln und klagte über Nacken- und Schulterprobleme. Laut Carreno Busta aber alles nur Fake: „Jedes Mal, wenn ein Match kompliziert wird, fragt er nach medizinischer Hilfe. Das macht er schon seit langer Zeit so und wird es auch weiter so machen“

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