1. Im Profitennis herrscht zumindest bis 13. Juli Stillstand. Wie geht es dann weiter?
„Es ist eine noch nie da gewesene Situation, in der alle Entscheidungsmechanismen über Bord geworfen sind. Man weiß nicht, wie lange es noch andauern wird und das erschwert die Planbarkeit extrem“, sagt Herwig Straka. Klar ist, dass auch der Druck vonseiten der Spieler und Turniere, die immer mehr in finanzielle Nöte geraten, steigt.

2. Wird es heuer überhaupt noch Tennis auf den Touren geben?
In verschiedenen Ländern wie Österreich, Deutschland oder auch den USA wird bereits an regionalen Formaten gebastelt, in denen sich Profispieler messen werden. Diese Formate zählen jedoch nicht zur ATP. Straka: „Wir gehen davon aus, dass es im Spätsommer oder Herbst wieder eine ATP-Tour geben wird. Unser größtes Hindernis ist aber nach wie vor die eingeschränkte Reisefreiheit.“

3. Kann es die Tour ohne Impfung geben?
Laut Experten wird es eine Impfung frühestens im Frühjahr 2021 geben. Straka ist dennoch davon überzeugt, dass es auch ohne funktionieren kann: „Bei allem Respekt für gewisse Situationen, aber man muss der Bevölkerung wieder ein Leben ermöglichen und es wird diesbezüglich auch ein immer größer werdender Druck entstehen.“ Dazu gehöre auch der Konsum von Sport – wenn auch unter anderen Voraussetzungen. Strakas Vision: „Ich könnte mir vorstellen, vor Turnieren oder Flügen quasi wie eine Passkontrolle einen Schnelltest durchzuführen. Wer gesund ist, kommt rein – auch wenn da natürlich ein gewisses Restrisiko bleibt.“

4. Sind im Profitennis auch Geisterspiele eine Option?
Prinzipiell schon, allerdings ist das finanziell nur schwer umsetzbar. Denn im Vergleich zum Fußball bewegen sich im Tennis die Einnahmen bei TV-Übertragungen und Medienrechten im weit geringen Bereich. „Der Tennissport lebt stark von den Zuschauereinnahmen, VIPs und Sponsoren. Die vier Grand Slams haben sich aus diesen Gründen auch bereits klar gegen Geisterspiele ausgesprochen“, betont Straka.

5. Inwieweit ist die ATP von der Krise betroffen und könnten künftig kleinere Turniere von der Bildfläche verschwinden?
Diesbezüglich stellt Straka klar: „Wenn die Turniere finanziell leiden, dann leidet auch die ATP.“ Trotzdem sei die Spielervereinigung der Herren derzeit nicht gefährdet, da man die Einnahmen vorrangig über Mitglieder und Veranstaltungen lukrieren würde. Dazu zählt etwa der ATP Cup, der bereits heuer im Jänner stattgefunden hat, sowie auch die ATP Finals im November in London. Doch am meisten leiden derzeit natürlich die weniger gut gereihten Spieler. „Daher haben wir auch einen Fond eingerichtet, wo es für jeden Spieler außerhalb der Top 150 der Weltrangliste jeweils 10.000 Dollar gibt. Aber wir können als ATP nur jemanden unterstützen, jedoch nicht retten“, sagt Straka. Und was die Turniere betrifft: Vor allem kleinere Events, die nicht viele Rücklagen haben, würden es künftig sicher sehr schwer haben.

6. Wie soll es die ATP Finals geben, wenn man sich nicht dafür qualifizieren kann?
Klar ist: Sollte es im Spätsommer tatsächlich auf der Tour losgehen können, wird es mehr Turniere in einem kürzeren Zeitraum geben, als sonst üblich. Straka: „Aber vielleicht werden wir auch das Format ändern – da lässt sich jetzt aber noch nichts Genaues sagen.“

7. Wäre es sinnvoll, die ATP und die WTA künftig zu einer großen Tour zu vereinen?
Fakt ist, dass sich die ATP und die ITF mit der Austragung diverser konkurrierender Cups zuletzt in den Haaren gelegen sind und ein Zusammenschluss von ATP und WTA finanzielle Vorteile mit sich bringen könnte. Straka: „Die Vereinigungen ATP, WTA und ITF sowie die vier Grand Slams haben schon währen der Australian Open intensive Gespräche hinsichtlich eines näheren Zusammenrückens geführt. Und durch die Krise ist das Ganze noch mehr zum Thema geworden. Ich persönlich sehe derzeit aber keine Notwendigkeit für eine gemeinsame Tour.“

8. Wie steht es um die Wiener Erste Bank Open Ende Oktober?
„Wir planen voll damit“, sagt Straka als Turnierdirektor des Stadthallen-Spektakels. Und wenn es einen Totalausfall gibt? „Dann würden wir es mit einem tiefblauen Auge überleben.“

9. Wie hält sich Dominic Thiem fit?
Der Weltranglistendritte hat zuletzt viel im Fitnessbereich gearbeitet und steht seit Montag mit seinem Coach und Vater Wolfgang in Wien Alt Erlaa wieder im Schlagtraining. Solange der Tourstart nicht absehbar ist, spult er nicht das volle Programm ab.