Turnierabsagen gehören im Spitzentennis dazu wie Schläger und Bälle. Herwig Straka kann davon ein Liedchen singen, geben dem Direktor des Wiener Stadthallen-Spektakels doch alle Jahre wieder knapp vor dem ersten Aufschlag bei den Erste Bank Open (ab 21. Oktober) Spieler noch einen Korb. Heuer haben bereits Juan Martin del Potro, Kei Nishikori und Nick Kyrgios zurückgezogen – dazu wackelt das Antreten des ausgelaugten Seriensiegers Daniil Medwedew (ATP-Nr. 4). Trotzdem kann Straka mit Lokalmatador Dominic Thiem (5), Karen Chatschanow (8), Matteo Berrettini (11), Gael Monfils (13) sowie den Jungstars Felix Auger-Aliassime (17), Andrej Rublew (31) und Denis Shapovalov (34) auf ein bärenstarkes Feld servieren.

Das freut den Grazer zwar als Turnierdirektor, bereitet ihm hingegen als Thiem-Manager Sorgenfalten. Immerhin hat es sich sein Schützling bei dessen Stadthallen-Jubiläum (zehntes Antreten, bisher zwei Mal Viertelfinale) zum Ziel gesetzt, endlich das Turnier im Nibelungen-Viertel zu gewinnen. Auf den Geschmack gekommen ist Thiem beim Heim-Triumph in Kitzbühel – wobei sich eine Wiederholungstat in Wien als weit schwierigeres Unternehmen darstellt.

Warum es für den 26-Jährigen heuer dennoch klappen könnte? „Ich konnte mit dem Turniersieg in Peking und dem Viertelfinale in Schanghai aus Asien erstmals volles Selbstvertrauen nach Wien mitnehmen. Außerdem hilft mir jetzt die schwierige Phase in den USA, denn ich fühle mich topfit“, sagte er nach einem dreistündigen Training mit Cameron Norrie und Dennis Novak. Wie Thiem, der gestern als Niederösterreichs „Sportler des Jahres“ und Lichtenwörths Ehrenbürger geehrt wurde, mit dem Druck umgeht? „Den mache ich mir schon selbst, denn es braucht eine gewisse Anspannung, um gut zu spielen. Aber es überwiegt natürlich die Vorfreude auf das Turnier.“