Am Tag vor dem bisher größten Tag in seinem Tennis-Leben hat sich French-Open-Finalist Dominic Thiem in einer etwa 50-minütigen Einheit auf sein großes Duell mit Rafael Nadal eingeschlagen. Thiem ist heute (15.00 Uhr/live auf ORF2 und im Liveticker der Kleinen Zeitung) Außenseiter gegen den zehnfachen Roland-Garros-Sieger. Doch an seinem Siegeshunger ändert das überhaupt nichts.

Aussagen vom bisher einzigen österreichischen Einzel-Grand-Slam-Sieger Thomas Muster, wonach nach dem Erreichen des Finales der Rest eine "Draufgabe" sei, wollte Thiem aber nicht bestätigen. "Es ist wunderschön, dass ich morgen das Finale spiele, aber trotzdem wäre es bitter, wenn ich es verliere. Deshalb werde ich alles geben. Das ist schon mehr als eine Draufgabe."

Thiem: "Da braucht man nicht nachdenken"

Thiem weiß aber natürlich um die klare Favoritenrolle des 32-jährigen Spaniers. "Er hat hier schon zehn Siege, spielt morgen sein elftes Finale und 85:2-Siege (in den Einzeln in Roland Garros, Anm.). Da braucht man nicht nachdenken, wer der Favorit ist."

Was für den erstmaligen Major-Finalisten spricht, ist freilich seine gute Bilanz (drei Siege bei sechs Niederlagen) gegen den Mallorquiner. "Hätte ich noch nie gegen ihn gewonnen, würde ich wahrscheinlich vor Angst erstarren, aber so weiß ich jedes Mal, dass ich zumindest ein richtig gutes Match spielen kann." Das hatte Thiem schon in Madrid gesagt - wenige Tage später feierte er dann seinen dritten Sieg über Nadal.

Nadal spricht vor dem Finale, das in 224 Ländern übertragen wird, in höchsten Tönen vom nächsten Gegner. "Wenn die Sandplatz-Saison beginnt, weißt du, dass Dominic einer dieser Spieler ist, die jedes Turnier gewinnen können, das sie spielen", meinte der 16-fache Major-Sieger. "Vielleicht sogar noch mehr hier in Roland Garros, weil er körperlich sehr stark ist. Er hat die Power."

Thiem darauf angesprochen: "Es hat sicher ein bisserl was bewirkt, ich war der Einzige, der ihn letztes und dieses Jahr auf Sand geschlagen hat, aber das war in Rom und Madrid. Er ist da eine Klasse stärker. Da wird ein Traumtag nötig sein, dass ich eine Chance habe."

Noch mehr Unterstützung aus der Heimat

Thiem, der mit dem Finaleinzug 1,12 Millionen Euro Preisgeld und 1.200 Punkte sicher hat, wird heute in seiner Box neben seiner Mutter Karin, Freundin Kristina Mladenovic und seinem Betreuerteam weitere Verstärkung erhalten: U.a. fliegen sein Vater Wolfgang und sein Bruder Moritz für das erste Grand-Slam-Endspiel ein.

Sollte Thiem dem Status des gefährlichen Außenseiters gerecht werden und die Sensation schaffen, dann würde sich im ATP-Ranking übrigens nichts ändern: Thiem bleibt auf jeden Fall Siebenter. Allerdings würde er im Race to London, in dem er inklusive der Finalpunkte nun Fünfter wäre, auf den zweiten Platz hinter Nadal, aber vor Alexander Zverev vorstoßen.